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Schieflage von US‑Regionalbanken rückt Liquiditätsmanagement in den Fokus

Die Erschütterungen im US-Bankensystem machen deutlich, dass auch Barbestände Risiken bergen, und legen nahe, dass der Zeitpunkt einer Rezession näher gerückt sein könnte.

Die Herausforderungen, mit denen sich einige US-Regionalbanken in den letzten Tagen konfrontiert sehen, haben die Finanzmärkte unter Druck gesetzt, da sich die Anleger und die Kontoinhaber gezwungen sahen, die grundlegende Sicherheit von Bankkonten infrage zu stellen. Wie in früheren Krisen schreiten die amerikanischen Entscheidungsträger ein, um Lösungen für Finanzhäuser zu finden, die plötzlich mit einer unerwarteten Welle von Mittelabflüssen konfrontiert sind.

Dieser Situation dürfte den Kampf der Federal Reserve gegen die Inflation erschweren. Denn die US-Notenbanker müssen nunmehr alle Pläne für eine weitere Straffung der Geldpolitik gegen die Bemühungen abwägen, die Marktvolatilität einzudämmen und das Vertrauen der Anleger zu wahren. Sie werden bestrebt sein, die Liquidität wiederherzustellen – sowohl auf einzelnen Konten als auch mit Blick auf die allgemeine Finanzlage.

Die rasanten Entwicklungen ließen auch die Anlegerstimmung nicht unbeeindruckt. Zuvor hatten Anzeichen einer anhaltenden Inflation die Märkte dazu veranlasst, ihre Erwartungen bezüglich des endgültigen Niveaus der US-Leitzinsen nach oben zu korrigieren. Seit die Risiken in Verbindung mit den Regionalbanken in den Vordergrund getreten sind und die Anleger in sicherere Häfen fliehen, haben die Märkte ihre Zinserwartungen indes nach unten angepasst. Darauf folgten rasche Neubewertungen an den Märkten für kurzfristige Anleihen, im Zuge derer die Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen von mehr als fünf Prozent Ende vergangener Woche auf unter vier Prozent Anfang dieser Woche fiel, bevor sich diese Bewegung teilweise wieder umkehrte.

Die gute Nachricht ist, dass die Märkte trotz der Volatilität gut zu funktionieren scheinen. Dennoch könnten diese Ereignisse den Kreditschöpfungsprozess der Geldhäuser zu einer Zeit hemmen, in der sich das breitere Kreditwachstum bereits verlangsamt hat (mehr hierzu in unserem kürzlich veröffentlichten Blog-Beitrag „Bankenpleiten und die Fed“). Damit könnte der Zeitpunkt einer potenziellen US-Rezession aus unserer Sicht nun näher gerückt sein.

Die Ereignisse der vergangenen Woche haben einen wichtigen Aspekt des Finanzsystems erneut in den Mittelpunkt gerückt: die Bedeutung, die Unternehmen, Privatpersonen und Anleger dem Verständnis und der Bewältigung der Risiken beimessen sollten, die mit dem Liquiditätsmanagement verbunden sind. Ähnlich wie die globale Finanzkrise im Jahr 2008 rufen uns die aktuellen Entwicklungen diese Risiken wieder ins Bewusstsein.

Zwar ist das weltweite Finanzsystem seit der globalen Finanzkrise ohne Zweifel widerstandsfähiger geworden – was den neuen Zentralbankfazilitäten und aufsichtsrechtlichen Vorschriften, etwa den verbindlichen Eigenkapitalanforderungen, zu verdanken ist. Diese befähigen Banken unter normalen Umständen, Vermögenswerte und Verbindlichkeiten mit unterschiedlichen Laufzeiten zu halten und ihre Spareinlagen gewinnbringend zu verleihen. Allerdings tauchen Schwierigkeiten auf, sobald Kontoinhaber massenhaft Gelder abziehen möchten. Das ist das inhärente Risiko unseres „Mindestreserve“-Bankwesens, in dem Finanzinstitute lediglich einen Bruchteil ihrer Einlagen verfügbar halten müssen, um Kredite in einem Umfang zu gewähren, der diese Einlagen überschreitet.

Für Privatpersonen und Führungskräfte, die mit der Liquiditätsverwaltung und der Bewältigung der jüngsten Neubewertungen am Markt betraut sind, gilt es, unter anderem folgende Punkte zu beachten:

Die Renditen auf Baranlagen werden auch künftig stark divergieren. Obschon die US-Leitzinsen im Lauf des vergangenen Jahrs um mehr als 400 Basispunkte gestiegen sind, ging es nicht bei allen Barrenditen in gleichem Maß bergauf. Vor allem die Einlagezinsen verharren noch immer deutlich unter den Renditen, die Pensionsgeschäfte, T-Bills und kurzfristige Strategien einbringen. Und während Anleger für gewöhnlich höhere Risiken in Kauf nehmen müssen, um höhere Renditen zu erzielen, bieten die aktuellen Marktbedingungen – insbesondere der Verlauf der Renditekurve für US-Staatsanleihen – eventuell risikoärmere Möglichkeiten, die Rendite zu steigern.

Commercial Paper und Einlagenzertifikate sind nicht ganz risikofrei. Der Einlagensicherungsfonds der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) deckt Einlagen in Höhe von bis zu 250.000 USD ab – ein Sicherheitsmechanismus, der durch die Ankündigung der Notenbanker vom Wochenende, ein neues Finanzierungsprogramm für Banken (Bank Term Funding Program) aufzulegen, weiter gestärkt wurde. Gleichwohl dürften Anleger, die höhere Summen bei den Geldhäusern parken, die Kreditwürdigkeit der jeweiligen Finanzinstitute genauer unter die Lupe nehmen.

Das Kontrahentenrisiko muss weiter im Auge behalten werden. Wie die jüngsten Bankenpleiten veranschaulichen, scheinen viele Nicht-Finanzunternehmen von dem Risiko überrumpelt worden zu sein, das von ihrer Bank ausgeht, wenn betriebliche Barmittel (also Geld, das zur Bezahlung der Mitarbeiter oder Lieferanten genutzt wird) eingefroren werden oder im Fall einer Bankinsolvenz verloren sind.

Erstklassige Geldmarktfonds bergen nach wie vor Risiken. Trotz der regulatorischen Dringlichkeit sicherzustellen, dass sich die Ausfälle erstklassiger Geldmarktfonds im Jahr 2008 und die Beinahe-Ausfälle im Jahr 2020 nicht wiederholen, machen erstklassige Geldmarktfonds noch immer einen wichtigen Bestandteil des Liquiditätsmanagements aus. Doch wenn man die vergangene Wertentwicklung dieser auf Kreditpapiere ausgerichteten Fonds bedenkt, könnten die Anleger gut beraten sein, Alternativen, die das eingegangene Ausfallrisiko mit Blick auf die Liquidität und die Kurse anerkennen, in Betracht zu ziehen oder sich nach Strategien für höherwertige Staatsanleihen umzusehen.

Die jüngsten Schlagzeilen haben private und institutionelle Anleger gleichermaßen verunsichert. Auch wenn die zügige Reaktion der FDIC und der Aufsichtsbehörden die unmittelbare Belastung der jüngsten Bankenmisere verringert haben dürfte, werden Geldmarktanleger vermutlich die Gelegenheit nutzen, ihre aktuellen Portfolios auf potenzielle Schwachstellen zu überprüfen.

Autor

Jerome M. Schneider

Portfoliomanager

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