Blickpunkt

Ein sektorübergreifender Ansatz für semiliquide private Kredite

Die Fähigkeit, sich im gesamten Private-Credit-Spektrum zu bewegen, versetzt Anleger in die Lage, eine substanzielle Diversifikation zu erreichen, Widerstandsfähigkeit aufzubauen und ein breiteres Chancenspektrum einzubeziehen, um attraktive und beständige Renditen zu erzielen.

In Zeiten zunehmender Inflation und geopolitischer Unsicherheit sind viele vermögende Privatkunden auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten, die zur Minderung des Abwärtsrisikos und zur Absicherung gegen steigende Zinssätze beitragen. Aus unserer Sicht könnten hier Strategien für qualitativ hochwertige, sektorübergreifende Privatfinanzierungen gut ins Bild passen. Sie haben das Potenzial, beides zu bieten – nicht nur regelmäßige Liquidität, sondern auch eine kontinuierliche Ertragsausschüttung und ein attraktives Renditeprofil.

„Semiliquide“ Fonds üben eine besondere Anziehungskraft auf vermögende Privatkunden aus. Diese Anlagevehikel investieren grundsätzlich primär in private Vermögenswerte und sind so strukturiert, dass sie regelmäßige – oftmals vierteljährliche – Rücknahmen ermöglichen. Somit bieten sie Anlegern mehr Liquidität als viele traditionelle geschlossene Privatmarktfonds und zugleich potenziell höhere Ausschüttungsrenditen und mehr Renditepotenzial als klassische Investmentfonds. Durch den Verzicht auf eine gewisse Liquidität erhalten vermögende Privatkunden Zugriff auf Anlagegelegenheiten, die aus einzigartigen Quellen stammen, mit verhältnismäßig hohen Eintrittsbarrieren einhergehen und attraktive Renditen sowie Aufwärtspotenzial im Austausch für Illiquiditäts- und Komplexitätsrisiken bieten.

Ein weiterer möglicher Vorteil ist, dass semiliquide Fonds in turbulenten Marktphasen tendenziell weniger schwankungsintensiv sind als börsennotierte Werte. Folglich ist ihre Korrelation mit öffentlich gehandelten Anlagen unter Umständen geringer, wodurch sie Anlageportfolios einen Diversifikationsvorteil bringen können.

Private Kredite können attraktive Renditen und eine Absicherung gegen steigende Zinsen bieten

Nach unserer Einschätzung ist das Chancenspektrum im Private-Credit-Bereich besonders reichhaltig, da es Gelegenheiten bietet, die Rendite- und Ertragserwartungen zu verbessern, ohne zwangsläufig die Kreditqualität zu beeinträchtigen.

Neben ihrem Potenzial, attraktive Renditeaufschläge gegenüber öffentlich gehandelten Festzinsanlagen ähnlicher Qualität zu erbringen, könnten sich private Kredite im aktuellen Umfeld steigender Zinsen auch als widerstandsfähiger erweisen. Schließlich handelt es sich hierbei oftmals um Instrumente mit variablem Zins, deren Zinszahlungen regelmäßig an die Veränderungen der Basissätze angepasst werden. Die kurzen Laufzeiten, die typisch für den Private-Credit-Bereich sind, ermöglichen es Anlegern, ihr Kapital zu günstigen Bedingungen im Einklang mit den aktuellen Marktbedingungen zu reinvestieren. Diese Eigenschaften können vermögende Privatkunden darin unterstützen, die Auswirkungen einer möglicherweise anhaltend hohen Inflation und weiterer Zinserhöhungen abzufedern, und zugleich ein wirksames Mittel sein, eine attraktive und beständige Ausschüttungsrendite zu erwirtschaften.

Warum wir auf lange Sicht einen sektorübergreifenden Ansatz bevorzugen

Es gibt zahlreiche Arten nicht öffentlicher Kreditpapiere, die attraktive vertragsgebundene Ausschüttungen mit widerstandsfähigem Risikoprofil bieten – insbesondere in Bereichen, in denen Banken als traditionelle Kreditgeber eingeschränkt und viele bankenunabhängige Kreditgeber mit Eintrittsbarrieren konfrontiert sind. Beispiele hierfür sind private Unternehmenskredite, Wohnimmobilienkredite, gewerbliche Immobilienkredite und andere Arten der forderungsbesicherten Kreditvergabe wie Spezialfinanzierungen.

Die Vielfalt der ertragbringenden privaten Kreditinstrumente schafft Spielraum, eine bedeutsame wirtschaftliche Diversifizierung innerhalb einer sektorübergreifenden Kreditstrategie zu erreichen. Denn verschiedene Sektoren reagieren für gewöhnlich uneinheitlich auf Veränderungen der Privateinkommen, der Gewinnmargen, der Mietzinsen und der Beleihungswerte. So können steigende Löhne etwa die Schuldendeckungsquote der Verbraucher verbessern und gleichzeitig die Gewinnmargen der Unternehmen schmälern. Die Inflation kann wiederum die Beleihungswerte von Immobilien stützen, während steigende Hypothekenkosten die Nachfrage dämpfen und die Erschwinglichkeit verringern.

In Anbetracht des umfangreichen Kapitals, das in den vergangenen Jahren für Privatfinanzierungen aufgebracht wurde – insbesondere im Bereich mittelständischer Unternehmenskredite, in dem es kaum Eintrittsbarrieren gibt –, ist es in unseren Augen wichtiger denn je, die Anlagedisziplin aufrechtzuerhalten und einen dynamischeren Ansatz zu verfolgen. Wer zu viel Kapital aufnimmt oder ein zu eingeschränktes Mandat erfüllen muss, kommt unter Umständen eher in Versuchung, die Zeichnungsannahmen großzügig auszulegen, um Geschäfte an Land zu ziehen und die Beziehungen zu den Kreditnehmern aufrechtzuerhalten. Breit gefasste und flexible Multi-Sektor-Strategien unterstützen Manager darin, ihre Anlagedisziplin aufrechtzuerhalten, indem sie einen Wechsel in weniger überlaufene und widerstandsfähigere Sektoren ermöglichen. Ein wahrhaft robuster Ansatz muss selektiv sein und einen klaren Fokus auf Anlagen mit solidem Cashflow, guter Anlagendeckung, struktureller Vorrangigkeit und optimal ausgehandelten Konditionen richten.

Drei Eigenschaften, auf die es bei einer Anlage in semiliquide Private-Credit-Strategien zu achten gilt

Wer eine semiliquide Strategie für eine Anlage in Betracht zieht, sollte sie nach unserem Dafürhalten auf die folgenden drei Merkmale prüfen:

1) Mehrere Rendite- und Ertragsquellen

Obschon sich das Spektrum an semiliquiden Strategien in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet hat, bleiben die meisten unverändert auf einen einzigen Sektor konzentriert: Unternehmenskredite. Doch im Private-Credit-Bereich ist das Chancenspektrum viel breiter gefasst, als die zahlreichen Direct-Lending-Strategien für mittelständische Unternehmen vermuten lassen. Eine Strategie, die flexibel in unterschiedliche Bereiche dieses breiten Spektrums investieren kann, befähigt die Vermögensverwalter, ausschließlich jene Anlagen zu tätigen, die sie für die chancenreichsten halten, und zugleich potenziell die Portfoliodiversifikation zu verbessern.

2) Ein gut strukturiertes „Liquiditätsportfolio“

Da diese Strategien in private und tendenziell weniger liquide Vermögenswerte investieren, muss sichergestellt sein, dass sie auch zuverlässig Liquidität bereitstellen können, und zwar primär über qualitativ hochwertige Vermögenswerte. Grundsätzlich können Manager regelmäßiger Liquidität bieten, wenn sie einen Teil ihres Asset-Mix in liquidere gehandelte Wertpapiere oder einen liquiden Teilfonds stecken. Dabei sollten Anleger hinterfragen: Reicht die Allokation aus, um Anlegern Liquidität zu bieten, wenn sie diese am dringendsten benötigen? Werfen die Wertpapiere attraktive Renditen ab, ohne die Volatilität zu erhöhen? Wir halten eine wohldurchdachte Liquiditätsstruktur für ebenso wichtig wie die Erschließung attraktiver privater Anlagen.

3) Nachhaltige Ausschüttungsrenditen

Hohe Ausschüttungsrenditen, die auf dem gleichen Niveau liegen wie die anvisierte Gesamtrendite oder die Rendite bis Fälligkeit (YTM) – oder diese sogar übersteigen –, können ein Warnsignal sein. Kommen noch Gebühren hinzu, führen ein oder zwei Ausfälle in einem Portfolio die Anleger unter Umständen auf einen Weg mit rückläufigem Nettoinventarwert (NIW). Dagegen sind konservativer gehaltene Ausschüttungsrenditen wohl eher in der Lage, potenziellen Stressphasen standzuhalten und den Anlegern stabilere und höhere langfristige Erträge zu bescheren.

Das globale makroökonomische Umfeld bleibt alles andere als normal. In den kommenden Jahren werden die Anleger einen volatilen und herausfordernden Weg beschreiten müssen. Da wir in ein Umfeld mit höheren Zinsen, ungleichmäßigem Wachstum und ungewisser Inflation eintreten, ist damit zu rechnen, dass die traditionellen Kapitalmarktrenditen niedriger und volatiler ausfallen.

Wir glauben, dass ein dynamischer, sektorübergreifender Ansatz für semiliquide private Kredite, der auf Widerstandsfähigkeit und konstante Ausschüttungen bedacht ist, eine wichtige strukturelle Rolle in den Portfolios vieler Anleger spielen könnte.

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Autor

Patrick Beuret

Executive Vice President, Head of PIMCO Switzerland

Kyle McCarthy

Alternative Credit Strategist

David Ellison

Vice President, Account Manager

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Private Credit beinhaltet die Anlage in nicht öffentlich gehandelte Wertpapiere, die dem Illiquiditätsrisiko unterliegen können.  Portfolios, die in private Kredite investieren, können Fremdkapital aufnehmen und spekulative Anlagen tätigen, die das Risiko eines Verlusts der Anlage erhöhen. Anlagen in illiquiden Wertpapieren können die Rendite eines Portfolios verringern, da die Wertpapiere möglicherweise nicht zu einem günstigen Zeitpunkt oder Preis verkauft werden können. Alle Investments enthalten Risiken und können an Wert verlieren. Diversifikation schützt nicht vor Verlusten.

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