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US‑VPI vom Dezember: mögliche Stabilisierung der Inflation, höchstes Niveau aber noch nicht erreicht

Die hohen Inflationszahlen und die Beschäftigungsdaten dürften die US-Notenbank dazu veranlassen, ihren Leitzins ab März anzuheben.

Während die US-Kerninflation im Dezember 2021 insgesamt auf hohem Niveau blieb, deuteten einzelne Bestandteile des Verbraucherpreisindex (VPI) auf eine gewisse Stabilisierung der jüngsten Beschleunigung hin. Dies bekräftigt den Ausblick von PIMCO, dass sich die Inflation in den USA allmählich abschwächt, ihren Höhepunkt vermutlich im Februar erreicht und im weiteren Verlauf von 2022 wieder in Richtung des Zentralbankziels tendiert.

Im Dezember ließen das ungewöhnliche Weihnachtsgeschäft und die Erholung der Reisebranche kräftigen Preisauftrieb entstehen, während sich die Inflation der Wohnimmobilienpreise auf einem erhöhten Niveau zu stabilisieren schien. Der Kern-VPI legte im Dezember um 0,55 Prozent gegenüber dem Vormonat zu, was ihn auf 5,5 Prozent im Jahresvergleich beförderte – die höchste Jahresrate seit Beginn der 1990er-Jahre.

Angesichts der Tatsache, dass die Inflation so stark ist wie seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr, sind die Inflationserwartungen nach wie vor mit hohen Aufwärtsrisiken behaftet. In Kombination mit dem jüngsten Rückgang der US-Arbeitslosigkeit stimmt dies mit der Erwartung von PIMCO überein, dass die US-Notenbank im März 2022 mit der Anhebung ihrer Zinsen beginnen und einen noch restriktiveren Kurs einschlagen wird, indem sie ihre Bilanz im weiteren Verlauf des Jahres verkürzt.

Restriktivere Geldpolitik aufgrund von Aufwärtsrisiken

Die hohen Inflationszahlen in Kombination mit dem Rückgang der US-Arbeitslosenquote im Dezember auf 3,9 Prozent unterstreichen unsere Prognose, dass die US-Notenbank ihre Leitzinsen ab März erhöhen und später in diesem Jahr mit der Verschlankung ihrer Bilanz beginnen wird.

Während die Inflation in unserem Basisszenario für 2022 in Richtung des Notenbankziels tendiert, sehen wir nach wie vor Aufwärtsrisiken, die für die Entscheidung der Währungshüter sprechen, ihre Zügel rascher anzuziehen, als bislang geplant. Erstens sind die Inflationserwartungen weiterhin mit Aufwärtsrisiken behaftet, denn je länger die Inflation erhöht bleibt, desto größer ist die Gefahr, dass die Verbraucher ihr Verhalten anpassen. Zweitens sehen wir Risiken infolge des jüngsten weltweiten Anstiegs der Corona-Fallzahlen im Zusammenhang mit der Omikron-Variante. Auch wenn wir davon ausgehen, dass sich das reale BIP-Wachstum in den USA aufgrund des Virusausbruchs und der gescheiterten Verhandlungen über das Konjunkturpaket „Build Back Better“ im ersten Quartal 2022 verlangsamt, sehen wir die Gefahr, dass die Inflationsaussichten für 2022 durch Lieferengpässe weiter in die Höhe getrieben werden. Eine weitere Produktionsunterbrechung in China und bei anderen wichtigen Zulieferern der USA käme zu einem Zeitpunkt, zu dem die Lagerbestände des US-Einzelhandels noch immer äußerst gering sind, womit etwaige weitere Produktionsstopps überdimensionale Auswirkungen hätten.

Weitere Einschätzungen zu Wirtschaftswachstum, Inflation und Politik im Jahr 2022 und deren Anlageimplikationen erfahren Sie in unserem Konjunkturausblick „Investieren in einem dynamischen Konjunkturzyklus“

Wichtigste Erkenntnisse aus dem Inflationsbericht vom Dezember: Einzelhandelsgüter, Reisen, Dienstleistungen, Autos

Im US-Einzelhandel lag die Teuerungsrate im Dezember abermals auf hohem Niveau – allen voran in den Bereichen Haushaltswaren (1,3 Prozent im Monatsvergleich) und Bekleidung (1,7 Prozent im Monatsvergleich). Grundsätzlich kamen die US-Einzelhändler gut durch das schwierige Weihnachtsgeschäft, indem sie den Kunden nahelegten, früh einzukaufen, da sie sonst mit leeren Regalen konfrontiert wären. Entsprechend wurden weniger Rabatte als üblich gewährt, und obwohl die Konsumausgaben bis zum Ende des Quartals nach unten tendierten, konnten die Einzelhändler diese Entwicklung mit weniger Rabatten ausgleichen.

Des Weiteren zog die erhöhte Nachfrage nach Inlandsreisen rund um die Feiertage Preissteigerungen nach sich. Die US-Flugpreise knüpften zum zweiten Monat in Folge an ihre Erholung von der Schwäche im dritten Quartal an (+2,7 Prozent auf Monatssicht), womit sie unter dem Strich aber weiterhin deutlich unter dem vor der Corona-Pandemie vorherrschenden Niveau verharren. Während wir unverändert davon ausgehen, dass sich die Flugpreise letztlich erholen, lässt die Omikron-Variante kurzfristigen Gegenwind entstehen. So verschieben viele Unternehmen die Rückkehr ins Büro abermals in die Zukunft, was sich wiederum auf höherpreisige Geschäftsreisen auswirken dürfte. Die Hotelpreise (+1,3 Prozent auf Monatssicht) stiegen dagegen weiter über das Niveau vor Corona, da die Nachfrage nach Reisezielen, die mit dem Pkw erreichbar sind, unverändert hoch ist, während der internationale Reiseverkehr stärker eingeschränkt bleibt.

Der übrige US-Dienstleistungssektor war im Dezember nach wie vor von einer hohen Inflation geprägt; diese fiel im Vergleich zum November aber etwas gedämpfter aus. Die Inflation der Wohnimmobilienpreise (rund ein Drittel des VPI-Korbs) schwächte sich im Dezember auf 0,42 Prozent gegenüber 0,5 Prozent im November ab, obwohl die Mieten (0,39 Prozent im Monatsvergleich) und die kalkulatorischen Mieten für selbst genutztes Wohneigentum (OER) (0,40 Prozent im Monatsvergleich) beide unverändert blieben. Die im Dezember-Bericht festgestellte Stabilisierung der OER ist von Bedeutung, da sie ein Indiz für eine Seitwärtsbewegung der monatlichen OER-Inflation sein könnte, wenn auch weiterhin auf hohem Niveau. Der Rückgang im Vergleich zum November schien von den Mieten außerhalb der Städte auszugehen, deren Preisauftrieb sich geringfügig abzukühlen scheint. Alles in allem bestätigt dies unsere Prognose, dass die OER ihren höchsten Stand bei rund 5,0 bis 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreicht.

Nicht zuletzt präsentierten sich die Automobilpreise wieder einmal sehr robust. Die Gebrauchtwagenpreise lagen rund 3,5 Prozent höher als im Vormonat, während es bei den Preisen für Neuwagen im gleichen Zeitraum um 1,0 Prozent nach oben ging. Der Mangel an Halbleitern, die rekordniedrigen Lagerbestände, die pandemiebedingte Nachfrage und die Zerstörung durch Hurrikan Ida brauen sich auch weiterhin zu einem perfekten Sturm für die Autopreise zusammen. Wie der aktuelle Manheim-Index für die Gebrauchtwagenpreise und die Äußerungen diverser Autohersteller bezüglich der Lieferengpässe nahelegen, sollte sich die Lage in den kommenden Monaten zwar etwas verbessern; bis sich die Lagerbestände vollständig erholen, dürfte jedoch noch einige Zeit vergehen.

Tiffany Wilding und Allison Boxer sind Volkswirtinnen und verfassen regelmäßige Beiträge für den PIMCO-Blog.
Autor

Tiffany Wilding

Volkswirtin Nordamerika

Allison Boxer

Economist

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