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Enttäuschende Details im VPI‑Bericht vom Januar könnten der Fed Spielraum geben

Die US-Inflation dürfte wohl nicht so schnell nachlassen wie vielseits erwartet.

Die für Januar 2023 veröffentlichten Verbraucherpreiszahlen (VPI) sorgten bei vielen Anlegern und Verbrauchern für Enttäuschung: Im Vergleich zum Vormonat hat sich die Inflation in den USA beschleunigt und scheint sich nun langsamer abzuschwächen als bislang angenommen. In der Tat beläuft sich die annualisierte Kerninflation der letzten drei Monate, bereinigt um saisonale Faktoren und mit neu gewichtetem Warenkorb, derzeit auf 4,5 Prozent (saisonbereinigte Jahresrate bzw. SAAR), womit sie das vorherige Niveau von 3,1 Prozent in den drei Monaten bis Dezember merklich übersteigt.

Der Bericht vom Januar hielt keine ausreichenden Überraschungen bereit, um uns dazu zu bewegen, unseren Inflationsausblick für 2023 anzupassen. Dennoch dürfte die Kombination aus den nach oben korrigierten Daten der Vormonate, den geringfügig höheren Inflationszahlen für Januar als erwartet, den äußerst positiven US-Beschäftigungsdaten im Januar und der erwarteten Erholung der Einzelhandelsumsätze und der Industrieproduktion den Entscheidungsträgern der Federal Reserve (Fed) zu denken geben. Auf ihrer nächsten Sitzung im März werden die US-Notenbanker aktualisierte Prognosen veröffentlichen, und inzwischen halten wir eine weitere Aufwärtskorrektur der Medianprognose, mittels der die Fed die voraussichtliche Entwicklung des Leitzinses anzeigt, um 25 Basispunkte für wahrscheinlich. Damit würde sich die Schätzung der Währungshüter für den Spitzenzins per Ende 2023 auf 5,35 Prozent belaufen. Prognosen sind aber eben nur das – Prognosen –, und es bleibt offen, ob die US-Notenbanker diesen Zinspfad tatsächlich einschlagen. Auch wenn sich die Finanzlage in letzter Zeit ein wenig entschärft hat, bleibt sie noch immer angespannt, die Banken setzen auf strengere Kreditbedingungen, und die Verbraucher sehen ihre Ersparnisse schwinden. Folglich gehen wir nach wie vor von einer gewissen Abkühlung aus, auch wenn die jüngsten Zahlen eine höhere Widerstandskraft der US-Wirtschaft nahelegen, als vielerseits erwartet.

Einzelheiten des Inflationsberichts: Mieten, Einzelhandel, Autos, Lebensmittel

Die US-Kerninflation legte im Januar um 0,4 Prozent auf Monatssicht zu – ähnlich wie im Vormonat –, wohingegen die Jahresrate von 5,70 Prozent im Dezember-Bericht auf 5,55 Prozent sank. Bei genauerer Betrachtung des Berichts vom Januar lässt sich keine einheitliche Richtung feststellen: Im Dienstleistungssektor kam es zu einer gewissen Abschwächung, während der Preisauftrieb bei Kerngütern wieder zunahm. Die disinflationären Trends fielen unter dem Strich geringer aus, nachdem das US Bureau of Labor Statistics (BLS) aktuelle Schätzungen zu saisonalen Faktoren berücksichtigt hatte.

Im Dienstleistungssektor blieb die Kerninflation im Januar mit 0,55 Prozent auf Monatssicht geringfügig unter dem Niveau vom Dezember (0,61 Prozent), was einer Abkühlung in den hoch gewichteten Komponenten Mieten und kalkulatorische Mieten für selbst genutztes Wohneigentum (OER) zu verdanken war. Die Inflation der Wohnimmobilienpreise beträgt aktuell 7,9 Prozent auf Jahressicht, während der Trend im Vorfeld der Pandemie bei 3,0 bis 3,5 Prozent lag. Der Preisauftrieb in den Bereichen OER und Mieten fiel im Januar hingegen etwas geringer aus, nachdem die Preise im Dezember stärker angezogen hatten. Diese Entwicklung entspricht unserer Erwartung einer gewissen Rückkehr zum Mittelwert. Wie alternative Daten zum Mietspiegel und den Preisen bei Neuvermietung nahelegen, steht uns eine weitere Disinflation bevor, weswegen wir davon ausgehen, dass diese Kennzahlen ihren Höhepunkt im laufenden Quartal erreichen werden.

Abseits des Wohnraums gab der Dienstleistungssektor ein uneinheitliches Bild ab. So sanken die Preise für medizinische Versorgungsleistungen weiter, nachdem sie im Jahresverlauf 2022 mit angemessenem Tempo gestiegen waren. Die VPI-basierten Inflationszahlen für das Gesundheitswesen spiegeln die hohen Margen der Krankenversicherungen wider, die durch den Mangel an Versicherungsvorgängen im Pandemiejahr 2020 bedingt waren. Seither haben sich diese Margen aber wieder etwas normalisiert, womit in der breiteren Kategorie der medizinischen Dienstleistungen offiziell Deflation herrscht. Was die übrigen Komponenten betrifft, gingen die Flugpreise auf breiter Front zurück, was den gesunkenen Energiekosten zuzuschreiben war. Andere Komponenten, die empfindlicher auf das Lohnniveau reagieren, hielten sich wiederum stabil – etwa Unterhaltung und Bildung. Auch wenn es scheint, dass diese rigideren Inflationskomponenten ihren Höhepunkt nach der Veröffentlichung des Januar-Berichts hinter sich gelassen haben, bleiben sie dennoch auf hartnäckig hohem Niveau, was die amerikanischen Notenbanker beunruhigen dürfte.

Im Einzelhandel traten die Preise auf der Stelle, was vermutlich jedoch durch die Unfähigkeit der Saisonbereinigungsfaktoren bedingt war, die Preistrends in der Weihnachtssaison vollumfänglich zu erfassen. Wie aktuelle Revisionen vermuten lassen, wurden im November und Dezember mehr Preisnachlässe gewährt, was die Verkaufszahlen im Januar im Anschluss an die Feiertage stärker einschränken dürfte. Beispielsweise war die Teuerung im Bekleidungssegment in den letzten drei Monaten des Jahres 2022 unter dem Strich gleich null, legte im Januar aber wieder auf 0,8 Prozent gegenüber dem Vormonat zu.

Die Kfz-Preise entwickelten sich im Januar erwartungsgemäß, wobei der Ende 2022 verzeichnete saisonbereinigte Preisauftrieb im Neuwagensegment mittlerweile kräftiger scheint als bislang gemeldet. Bei den Gebrauchtwagenpreisen ging es im Januar bergab, obschon aktuelle Auktionsdaten darauf hindeuten, dass uns – zumindest vorübergehend – inflationäre Tendenzen bevorstehen. Gemäß dem vom US-Auktionsanbieter Manheim veröffentlichten Gebrauchtwagen-Preisindex haben sich die Preise von ihrer Schwäche im vergangenen Jahr wieder etwas erholt. Zwar trat der kräftige Preisanstieg, mit dem viele Beobachter aufgrund der Nachfrage nach Ersatz infolge des Hurrikans im Herbst 2022 gerechnet hatten, nicht ein. Inzwischen zeichnet sich aber ein Nachfrageschub ab, während das Angebot nach wie vor zu wünschen übrig lässt. Da der VPI dem Manheim Index für gewöhnlich hinterherhinkt, gehen wir davon aus, dass sich die höheren Gebrauchtwagenpreise in den kommenden VPI-Berichten niederschlagen werden.

Die Gesamtinflation ging im Januar auf 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück, womit sie der Konsenserwartung von 6,2 Prozent nicht gerecht wurde. Grund hierfür war der hartnäckige Preisanstieg bei Nahrungsmitteln (0,5 Prozent auf Monatssicht) wegen der nach wie vor frustrierend hohen Preise für Getreide, Fleisch und Eier. Auch die Energiepreise legten wie erwartet um 2,0 Prozent gegenüber dem Vormonat zu.

Autor

Tiffany Wilding

Volkswirtin Nordamerika

Allison Boxer

Economist

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