Anlegen verstehen

Private und Public Credit – eine Einführung

Das gesamte Chancenspektrum

Wenn Sie an „Kredite“ denken, sind Anleihen vermutlich nicht das Erste, das Ihnen in den Sinn kommt. Gleichwohl sind Kreditpapiere ein wichtiger Bestandteil der Anleihenmärkte und machen 13 Billionen US-Dollar des globalen festverzinslichen Anlageuniversums aus. Das sind eine Menge Chancen, die sich für Anleger auftun.

Ganz allgemein kann eine Allokation in Kreditprodukte das Renditepotenzial steigern, die Diversifikation verbessern und Erträge generieren. Das macht es für Anleger so wichtig, sich in diesem vielfältigen Chancenspektrum auszukennen. Kreditinstrumente sind viel mehr als nur eine Art von Anleihe oder Anlage, sie umfassen die unterschiedlichsten Kategorien – mit jeweils ganz eigenem Risiko-Rendite-Profil – an den öffentlichen und privaten Märkten.

Das nachfolgende Schaubild gliedert die verschiedenen Arten von Kreditprodukten in öffentliche Kredite (die auf öffentlichen Märkten gehandelt werden) und private Kredite (die außerhalb der öffentlichen Märkte gehandelt werden), um ein Gefühl für den Umfang des Markts sowie für potenzielle Anlagechancen zu vermitteln.

Spektrum öffentlicher und privater Kredite

Wie hängen diese Märkte zusammen?

Die öffentlichen und die privaten Kreditmärkte sind eng miteinander verbunden, sodass es wichtig ist, beide zu verstehen, um Anlagechancen aus verschiedenen Bereichen des Spektrums besser bewerten zu können.

Im Folgenden sind einige Beispiele für öffentliche und private Kreditprodukte aufgeführt, um einen Eindruck davon zu vermitteln, wie sie in der Praxis aussehen:

Beispiel für Unternehmensanleihen:

  • Öffentliche Transaktion: Erwerb einer neu begebenen Anleihe eines großen Emittenten, der Vermögenswerte als Deckungsmasse für die Neuemission am Markt zugrunde legen kann
  • Private Transaktion: Strukturierung eines Termindarlehens für einen großen Emittenten, der vor einem Liquiditätsengpass steht

Beispiel für RMBS und private Whole Loans:

  • Öffentliche Transaktion: Erwerb einer nicht staatlichen RMBS-Anleihe, die mit einem Pool aus Wohnimmobilienkrediten hinterlegt ist
  • Private Transaktion: Erwerb eines Pools aus einzelnen Wohnimmobilienkrediten von einem Hypothekenfinanzierer. In diesem Fall ist der Käufer in direktem Besitz der einzelnen Forderungen – im Gegensatz zu einer Anleihe, die mit einem Pool von Einzelkrediten besichert ist

Beispiel für CMBS und CRE-Kredite:

  • Öffentliche Transaktion: Erwerb eines hypothekarisch besicherten Wertpapiers (MBS), das mit einem Portfolio aus Gewerbeimmobilien hinterlegt ist
  • Private Transaktion: Erwerb eines ersten Grundpfandrechts für eine einzelne Gewerbeimmobilie (CRE); besichert durch ein Gewerbeobjekt, in dessen Errichtung auch Eigenkapital geflossen ist

Beispiel für ABS und Verbraucherdarlehen:

  • Öffentlich: Erwerb eines forderungsbesicherten Wertpapiers (ABS), das mit Studiendarlehen bonitätsstarker Absolventen hinterlegt ist
  • Privat: Erwerb einer ABS-Anleihe, die durch private kurzfristige Verbraucherdarlehen eines bankenunabhängigen Kreditgebers besichert ist

Überblick über die einzelnen Kategorien

Um Ihnen das Verständnis der im Kreditbereich gebotenen Gelegenheiten zu erleichtern, möchten wir Ihnen einen kurzen Überblick über die einzelnen Kategorien geben:

Öffentliche Kredite: An öffentlichen Märkten begebene oder gehandelte Schuldtitel.

Private Kredite: Privat strukturierte oder ausgehandelte Investments, die potenziell renditestärkere und illiquide Gelegenheiten mit unterschiedlichem Risiko-Rendite-Profil beinhalten. Sie werden nicht an den öffentlichen Märkten gehandelt.

Unternehmensanleihen: Von Unternehmen ausgegebene Anleihen zur Beschaffung von Finanzmitteln für diverse Zwecke, darunter der laufende Geschäftsbetrieb, Fusions- und Übernahmeaktivitäten oder die Ausweitung der Geschäftstätigkeit.

Verbriefte Werte: Zahlungsströme aus verschiedenen Darlehensarten, darunter Autokredite, Kreditkarten und Hypotheken, die gebündelt und in Form von Anleihen an Investoren weiterverkauft werden. Die größten Kategorien verbriefter Werte sind hypothekarisch besicherte Wertpapiere (Mortgage-Backed Securities) und forderungsbesicherte Wertpapiere (Asset-Backed Securities).

Investment Grade: Unternehmensanleihen, die eine erstklassige Bonitätsnote (BBB oder höher) von den etablierten Ratingagenturen erhalten.

High Yield: Unternehmensanleihen, die eine schlechtere Bonitätsnote (unter BBB- bzw. Baa3) von den etablierten Ratingagenturen erhalten.

Bankdarlehen: Darlehen, die von Geschäftsbanken oder anderen Finanzinstituten im Gegenzug für die Tilgung des Kapitalbetrags plus Zinsen an Unternehmen vergeben werden.

Schwellenländeranleihen: Anleihen von Unternehmen mit Sitz in Schwellenländern.

Stressed Debt: Schuldtitel von bonitätsstarken Unternehmen, die vorübergehend in geschäftlichen Schwierigkeiten stecken, im Zuge derer ihre Anleihen mit einem erheblichen Abschlag gegenüber dem Nennwert gehandelt werden.

Agency Mortgage-Backed Securities (MBS): Wertpapiere aus gebündelten Wohnungsbaudarlehen, die von einer der folgenden drei US-Hypothekenbanken ausgegeben werden: Government National Mortgage Association (bekannt als GNMA oder Ginnie Mae), Federal National Mortgage Association (FNMA oder Fannie Mae) und Federal Home Loan Mortgage Corp. (Freddie Mac).

Non-Agency Mortgage-Backed Securities (MBS): Hypothekenbesicherte Wertpapiere, die von nicht staatlichen Emittenten wie etwa Finanzinstituten ausgegeben werden. Diese Non-Agency MBS bzw. privaten Wertpapiere werden nicht von einem staatlich geförderten Unternehmen garantiert.

Asset-Backed Securities (ABS): Anleihen auf Basis von Autokrediten, Kreditkartenforderungen oder sonstigen Darlehen. Wie bei hypothekenbesicherten Wertpapieren werden auch hier ähnliche Forderungen gebündelt und weiterverkauft. ABS werden für gewöhnlich in Wertpapierklassen (Tranchen) hoher und geringerer Qualität unterteilt.

Commercial Mortgage-Backed Securities (CMBS): Gebündelte Hypotheken für Gewerbeimmobilien anstelle von Wohnimmobilien. Die Basiswertpapiere können eine Reihe von Gewerbehypotheken mit unterschiedlichen Laufzeiten, Beleihungswerten und Immobilienarten beinhalten – etwa Mehrfamilienimmobilien, Bürogebäude und Industrieobjekte.

Collateralized Loan Obligations (CLO-Anleihen): Einzelne Wertpapiere, die durch einen Pool aus Darlehen gedeckt sind. Dabei handelt es sich oftmals um Unternehmenskredite mit schlechteren Bonitätsbewertungen oder um fremdfinanzierte Übernahmen durch Private-Equity-Investoren mit dem Ziel, eine Kontrollbeteiligung an einem bestehenden Unternehmen zu erwerben.

Specialty ABS: Spezielle oder nicht finanzielle Vermögen, wie u.a. Ranches, Farmen, Immobilienbeteiligungen oder Rechte an natürlichen Ressourcen.

Direct Corporate Lending: Unbesicherte Kredite an Unternehmen, die sich primär auf die künftigen Cashflows der Unternehmen und nicht auf bestimmte Sicherheiten stützen.

Wohnimmobilienkredite: Darlehen an Einzelpersonen, Familien oder Haushalte, besichert durch eine Hypothek, einen Treuhandvertrag oder gleichwertige gemeinsam vereinbarte Sicherungsrechte für eine Immobilie oder ein Grundstück, auf dem eine Immobilie errichtet werden soll.

Gewerbliche Immobilienkredite (CRE): Darlehen für ertragbringende Immobilien, die ausschließlich für gewerbliche Zwecke genutzt werden, wie etwa Einkaufszentren, Bürogebäude und -komplexe sowie Hotels. Die Finanzierung erfolgt in der Regel über gewerbliche Immobiliendarlehen: Hypotheken, die durch Grundpfandrechte an der Gewerbeimmobilie besichert sind.

Verbraucherdarlehen: Darlehen an Privatpersonen, Familien oder Haushalte, die aus einer Vielzahl von Quellen, unter anderem Finanzinstitute oder Kreditplattformen, stammen können. Diese Forderungen sind in der Regel unbesichert (mit einigen Ausnahmen), was bedeutet, dass sie nicht mit Sicherheiten hinterlegt werden müssen.

Spezialfinanzierungen: Finanzierungstransaktionen, die außerhalb des traditionellen Bankensystems stattfinden. Spezialfinanzierer gelten als bankenunabhängige Kreditgeber und vergeben Darlehen an Verbraucher und kleine bis mittlere Unternehmen, denen keine alternativen Finanzierungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Capital Relief Trades: Deals von Banken zur Übertragung von Kreditrisiken auf Anleger, um ihre regulatorischen Eigenkapitalanforderungen zu verringern. Diese Transaktionen befähigen Banken, mithilfe der Kapitalmärkte einen Teil ihrer Bilanzrisiken abzubauen, indem sie eine Kreditausfallsversicherung für ein Portfolio aus Darlehen erwerben.

Notfinanzierungen: Finanzierungslösungen für Unternehmen, die dringend finanzielle Mittel benötigen, um einen Zahlungsausfall zu vermeiden, Liquidität bereitzustellen oder die geltenden Eigenkapitalanforderungen zu erfüllen.

Mehr zum Thema alternative Anlagen erfahren Sie unter Alternative Anlagen verstehen.



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Rechtliche Hinweise

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie und kein zuverlässiger Indikator für künftige Ergebnisse.

Risikohinweise: Alle Investments enthalten Risiken und können an Wert verlieren. Anlagen am Anleihenmarkt unterliegen Risiken wie zum Beispiel Markt-, Zins-, Emittenten-, Kredit-, Inflations- und Liquiditätsrisiken. Der Wert der meisten Anleihen und Anleihenstrategien wird durch sinkende oder steigende Zinsen beeinflusst. Anleihen und Anleihenstrategien mit längerer Duration sind häufig sensitiver und volatiler als Papiere mit kürzerer Duration. Die Anleihenpreise sinken in der Regel, wenn die Zinsen steigen. Ein Umfeld niedriger Zinsen erhöht dieses Risiko noch. Eine Verschlechterung der Bonität des Anleihenkontrahenten kann zu einer niedrigeren Marktliquidität und einer höheren Kursvolatilität beitragen. Der Wert von Anleihen kann bei der Rücknahme über oder unter dem ursprünglichen Kaufpreis liegen. Anlagen in Wertpapieren, die auf Fremdwährungen lauten und/oder im Ausland begeben wurden, können mit höheren Risiken aufgrund von Wechselkursschwankungen sowie wirtschaftlichen und politischen Risiken behaftet sein. Dies gilt vor allem für Schwellenländer. Hochverzinsliche Wertpapiere mit schlechterer Bonität bergen ein höheres Risiko als qualitativ bessere Wertpapiere. Portfolios, die darin anlegen, können einem höheren Kredit- und Liquiditätsrisiko unterliegen als andere Portfolios. Hypotheken- und forderungsbesicherte Wertpapiere können aufgrund des Risikos einer vorzeitigen Rückzahlung empfindlich auf Zinsveränderungen reagieren, und obgleich sie im Allgemeinen durch einen staatlichen, staatsnahen oder privaten Bürgen besichert werden, gibt es keine Garantie, dass der Bürge seine Verpflichtungen erfüllt. US-Agency Mortgage-Backed Securities, die von Ginnie Mae (GNMA) begeben wurden, sind durch die volle Vertrauenswürdigkeit und Kreditwürdigkeit der US-Regierung besichert. Von Freddie Mac (FHLMC) und Fannie Mae (FNMA) emittierte Wertpapiere bieten eine behördliche Garantie für die fristgerechte Rückzahlung von Kapital und Zinsen, sind jedoch nicht durch die volle Vertrauenswürdigkeit und Kreditwürdigkeit der US-Regierung besichert. Bankkredite sind oft weniger liquide als andere Arten von Schuldinstrumenten. Zudem kann sich das allgemeine Markt- und Finanzumfeld auf die vorzeitige Rückzahlung von Bankkrediten auswirken, sodass sich Rückzahlungen nicht exakt voraussagen lassen. Es ist nicht gewährleistet, dass die Liquidierung von Sicherheiten eines besicherten Bankkredits die Verpflichtungen des Schuldners abdeckt oder dass solche zugrunde liegenden Sicherheiten liquidiert werden können. Private Credit beinhaltet die Anlage in nicht öffentlich gehandelten Wertpapieren, die dem Illiquiditätsrisiko unterliegen können. Portfolios, die in private Kredite investieren, können Fremdkapital aufnehmen und spekulative Anlagen tätigen, die das Risiko eines Verlusts der Anlage erhöhen. Anlagen in privaten Krediten können auch immobilienbezogenen Risiken ausgesetzt sein, darunter neue regulatorische oder rechtliche Entwicklungen, Attraktivität und Lage von Immobilien, finanzielle Situation der Mieter, mögliche Haftung nach dem Umweltschutzgesetz oder anderen Gesetzen sowie Naturkatastrophen und sonstige Faktoren, die sich der Kontrolle eines Managers entziehen. Collateralized Loan Obligations (CLOs) können mit einem hohen Risikoniveau behaftet sein und sind nur zum Verkauf an qualifizierte Anleger bestimmt. Anleger könnten ihre gesamte Anlage oder einen Teil davon verlieren und es kann Zeiten geben, in denen kein Cashflow ausgeschüttet wird. CLOs können Risiken wie dem Kredit-, Ausfall-, Liquiditäts-, Management-, Volatilitäts- und Zinsrisiko unterliegen. Schuldpapiere von Unternehmen sind dem Risiko ausgesetzt, dass der Emittent seine mit der Obligation verbundene Verpflichtung zu Kapital- und Zinszahlungen nicht erfüllen kann, und können infolge von Faktoren wie der Zinssensitivität, der Beurteilung der Kreditwürdigkeit des Emittenten durch den Markt und der allgemeinen Marktliquidität Preisschwankungen unterliegen. Diversifizierung schützt nicht vor Verlusten.

Dies ist weder ein Verkaufsangebot noch eine Aufforderung zur Abgabe eines Kaufangebots für Anteile an einem Produkt oder einer Strategie in irgendeiner Gerichtsbarkeit. Alternative Anlagen sind unter Umständen nur für Personen mit entsprechenden finanziellen Mitteln geeignet, die in Bezug auf ihre Anlage nicht auf Liquidität angewiesen sind und das wirtschaftliche Risiko ihrer Anlage einschließlich des Risikos eines vollständigen Verlusts tragen können. Aussagen zu Trends an den Finanzmärkten oder Portfoliostrategien basieren auf den aktuellen Marktbedingungen, die Schwankungen unterliegen. Es wird keinerlei Gewähr dafür übernommen, dass die angegebenen Anlagestrategien in jedem Marktumfeld erfolgreich durchsetzbar und für alle Anleger angemessen sind. Anleger sollten daher ihre Möglichkeiten eines langfristigen Engagements insbesondere in Phasen rückläufiger Märkte überprüfen. Ausblick und Strategien können jederzeit ohne vorherige Ankündigung geändert werden.

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