Asset-Allokation-Ausblick

Beste Zeit für Anleihen

Unser Ausblick 2024 stellt Anleihen als überragende Anlageklasse heraus, die im Vergleich zu Aktien gute Aussichten, Widerstandskraft, Diversifikation und attraktive Bewertungen bieten.

Die globalen Konjunkturaussichten, die Marktbewertungen und die Fundamentaldaten der einzelnen Anlagekategorien veranlassen uns allesamt zu einer Präferenz für festverzinsliche Wertpapiere. Aus unserer Sicht sahen Anleihen im Vergleich zu Aktien selten so attraktiv aus wie heute. Nach einigen turbulenten Jahren mit hoher Inflation und steigenden Zinsen, die den Portfolios zu schaffen machten, könnten Anleger im Jahr 2024 sowohl an den Aktien- als auch an den Anleihenmärkten eine Rückkehr zu konventionelleren Verhaltensmustern erleben – auch wenn das Wachstum in vielen Regionen gehemmt ist.

In diesem Umfeld scheint Anleihen eine überragende Wertentwicklung bevorzustehen, während Aktien geringere – wenn auch weiterhin positive – risikobereinigte Renditen auf einem allgemein überbewerteten Markt einbringen dürften. Da die makroökonomischen und die geopolitischen Aussichten noch immer mit Risiken behaftet sind, liegt der Schlüssel nach wie vor in der Portfolioflexibilität.

Der gesamtwirtschaftliche Ausblick deutet auf eine Rückkehr des inversen Aktien-Anleihen-Verhältnisses hin

In PIMCOs aktuellem KonjunkturausblickNach dem Zenit“ teilten wir unsere Basiseinschätzung, die eine Konjunkturschwäche in den entwickelten Märkten sowie, in gewissen Regionen, das Potenzial für einen Abschwung im kommenden Jahr enthält, wenn die finanzpolitischen Unterstützungsmaßnahmen auslaufen und die Geldpolitik (mit der für sie typischen Verzögerung) Wirkung zeigt. Unser Konjunkturzyklusmodell weist auf eine 77-prozentige Wahrscheinlichkeit hin, dass sich die USA derzeit in der „Zyklusspätphase“ befinden, und signalisiert eine etwa 50-prozentige Wahrscheinlichkeit dafür, dass die USA binnen eines Jahres in eine Rezession abgleiten.

Das Wachstum dürfte seinen Höhepunkt hinter sich haben, was in unseren Augen auch für die Inflation gilt. Wenn sich die Preisniveaus im Jahr 2024 weiter auf die Ziele der Zentralbanken zubewegen, sollten Anleihen und Aktien wieder zu ihrem typischeren inversen Verhältnis (also zu einer negativen Korrelation) zurückkehren – was bedeutet, dass sich Anleihen tendenziell gut schlagen, wenn Aktien Mühe haben, und umgekehrt. Bei dieser Wechselbeziehung tendiert die derzeitige makroökonomische Prognose zugunsten von Anleihen: Aus historischer Sicht erzielten US-Staatsanleihen in solch einem Umfeld „nach dem Zenit“ üblicherweise attraktive risikobereinigte Renditen, während sich Aktien eher schwertaten.

Die Bewertungen und die aktuellen Renditeniveaus könnten festverzinslichen Wertpapieren den Rücken stärken

Auch wenn die Anfangsniveaus der Anleihebrenditen bzw. der Aktienmultiplikatoren nicht immer einen perfekten Indikator abgaben, ließen sie in der Vergangenheit tendenziell auf die künftige Renditeentwicklung schließen. Wie Abbildung 1 zeigt, folgte auf die heutigen Renditeniveaus von erstklassigen Anleihen zumeist eine langfristige Outperformance (üblicherweise attraktive 5,0 bis 7,5 Prozent über die darauffolgenden fünf Jahre), während das gegenwärtige Niveau des konjunkturbereinigten Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) tendenziell mit einer langfristigen Underperformance von Aktien in Zusammenhang stand. Darüber hinaus gelang es Anleihen in der Vergangenheit eher als Aktien, diese Renditeniveaus stabil zu halten – wie die engere („normalere“) Renditeverteilung veranschaulicht. Das ist ein überzeugendes Argument für festverzinsliche Wertpapiere.

Abbildung 1: Mit Blick auf die Zukunft sehen die Ausgangsniveaus für Anleihen günstiger aus als die für Aktien

Diese Abbildung besteht aus zwei Säulendiagrammen, die die historische Forward-Return-Verteilung seit 1976 für Aktien (linke Seite) und Anleihen (rechte Seite) vergleichen, wenn die Ausgangsbedingungen den jetzigen ähneln. Bei den Aktienrenditen waren über den nachfolgenden Fünf-Jahres-Zeitraum stärkere Schwankungen zu beobachten, wobei der größte Anteil der Beobachtungen (34 Prozent) im Bereich von –2,5 bis 0,0 Prozent rangierte. Im gleichen Zeitraum lag bei festverzinslichen Wertpapieren die überwiegende Mehrheit der Beobachtungen (75 Prozent) im Bereich von 5,0 bis 7,5 Prozent. Quelle der Abbildung: Bloomberg, Daten von Barclays Live (Januar 1976 – September 2023), Berechnungen von PIMCO. „Ähnliche Ausgangsbedingungen“ sind definiert als ein konjunkturbereinigtes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von mindestens 28 für den US-Aktienindex S&P 500 und eine Yield-to-Worst zwischen 5,0 und 7,0 Prozent für den Bloomberg U.S. Aggregate Index.

Quelle: Bloomberg, Daten von Barclays Live (Januar 1976 – September 2023), Berechnungen von PIMCO. „Ähnliche Ausgangsbedingungen“ sind definiert als ein konjunkturbereinigtes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von mindestens 28 für den US-Aktienindex S&P 500 und eine Yield-to-Worst zwischen 5,0 und 7,0 Prozent für den Bloomberg U.S. Aggregate Index.

Bei einem genaueren Blick auf die historischen Daten stellen wir fest, dass es im vergangenen Jahrhundert nur eine Handvoll Situationen gab, in denen US-Aktien teurer waren als Anleihen – etwa während der Großen Depression oder beim Platzen der Dotcom-Blase. Eine gängige Methode, um die relativen Bewertungen von Anleihen im Verhältnis zu Aktien zu messen, ist die Ermittlung der Aktienrisikoprämie (ERP) – für deren Berechnung es mehrere Möglichkeiten gibt; in diesem Fall wurde der Kehrwert des Kurs-Gewinn-Verhältnisses im S&P 500 abzüglich der zehnjährigen Rendite von US-Staatsanleihen gewählt. Zurzeit liegt die ERP bei knapp über einem Prozent – und damit so niedrig wie seit 2007 nicht mehr (siehe Abbildung 2). Die Historie lässt jedoch vermuten, dass Aktien in Relation zu Anleihen vermutlich nicht so teuer bleiben werden, und wir glauben, dass dies ein idealer Zeitpunkt sein könnte, um eine Übergewichtung festverzinslicher Wertpapiere in Asset-Allokation-Portfolios zu erwägen.

Abbildung 2: US-Aktien scheinen teuer im Vergleich zu Anleihen

Dieses Liniendiagramm veranschaulicht die Aktienrisikoprämie (ERP) des S&P 500 von 1926 bis 2023. Diese lag in diesem Zeitraum bei durchschnittlich 4,2 Prozent, erwies sich aber als schwankungsanfällig mit Tiefstwerten von −5,0 Prozent im Jahr 1934 und −2,5 Prozent im Jahr 2001 sowie Höchstwerten von 18 Prozent im Jahr 1949 und 14,5 Prozent im Jahr 1983. Aktuell liegt sie bei 1,0 Prozent. Quelle: Bloomberg, Berechnungen von PIMCO; Stand: 13. Oktober 2023. Die Aktienrisikoprämie (ERP) wird berechnet als die konjunkturbereinigte Gewinnrendite des S&P 500 (bzw. S&P 90 bis 1957) über zehn Jahre, abzüglich der zehnjährigen Realrendite von US-Staatsanleihen.

Quelle: Bloomberg, Berechnungen von PIMCO; Stand: 13. Oktober 2023. Die Aktienrisikoprämie (ERP) wird berechnet als die konjunkturbereinigte Gewinnrendite des S&P 500 (bzw. S&P 90 bis 1957) über zehn Jahre, abzüglich der zehnjährigen Realrendite von US-Staatsanleihen.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist eine weitere Kennzahl, gemäß der uns Aktien, insbesondere in den USA, teuer erscheinen – nicht nur im Verhältnis zu Anleihen, sondern auch absolut betrachtet.

In den vergangenen 20 Jahren war der S&P 500 mit einem durchschnittlichen KGV von 15,4 über die nächsten zwölf Monate (NTM) bewertet. Heute liegt diese Bewertungskennzahl mit 18,1 deutlich höher. Darin ist die Einschätzung enthalten, dass der Gewinn je Aktie (EPS) im Lauf des kommenden Jahres um zwölf Prozent zunimmt – eine Schätzung, die wir in einer vor einem potenziellen Abschwung stehenden Wirtschaft für ungewöhnlich hoch halten. Wenn wir hypothetisch von einem „normaleren“ EPS-Wachstum von sieben Prozent im Jahr 2024 ausgehen, wäre der S&P derzeit mit einem KGV von 18,6 NTM noch stärker überbewertet; bei einer noch konservativeren Annahme eines EPS-Wachstums von null Prozent im Jahr 2024 würde das heutige KGV sogar auf 19,2 NTM steigen. Ein derart extremes Niveau sollte die Bewertungskennzahl aus unserer Sicht sinken lassen (also die Aktienkurse selbst bei unveränderten Gewinnzahlen in die Knie zwingen), wenn der Gewinn je Aktie auf der Stelle tritt.

Hierzu sei jedoch angemerkt, dass es große Unterschiede innerhalb des Aktienmarkts gibt: Wenn man die sieben größten Technologieunternehmen bei der Berechnung außen vor lässt, werden die übrigen Unternehmen im S&P mit einem KGV gehandelt, das mit 15,6 NTM nahe dem langfristigen Durchschnitt liegt. Eine entsprechende Differenzierung könnte attraktive Gelegenheiten schaffen, Alpha über ein aktives Management zu generieren.

Alles in allem denken wir, dass die hohen künftigen Gewinnerwartungen bei einer konjunkturellen Abkühlung enttäuscht werden könnten. Das spricht in Verbindung mit den erhöhten Bewertungen in weiten Teilen der Märkte für eine vorsichtige neutrale Haltung gegenüber Aktien und eine Präferenz für Qualität und Relative-Value-Chancen.

Die Fundamentaldaten von Aktien mahnen zur Vorsicht

Wie unsere Modelle nahelegen, scheinen Aktieninvestoren die konjunkturelle Entwicklung optimistischer zu bewerten als Anleiheninvestoren. Zur Berechnung der von verschiedenen Anlageklassen implizierten Rezessionswahrscheinlichkeit zogen wir die Aktienrisikoprämie (ERP), den Gewinn je Aktie (EPS) sowie die Risikoprämien im Credit Default Swap Index (CDX) heran und verglichen deren aktuelle Niveaus mit einem typischen rezessionären Umfeld. Derzeit spiegelt der S&P 500 (gemessen an ERP und EPS) eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 14 Prozent wider, die deutlich unter dem von Hochzinsanleihen (gemessen am CDX) implizierten Wert von 42 Prozent liegt.

Dieser Optimismus wird durch die allgemeinen Gewinn- und Umsatzsprognosen für die Unternehmen im S&P 500 untermauert, die eher von einem Wiederaufschwung als von einem Abschwung ausgehen (siehe Abbildung 3). Wir sind besorgt, dass sich unser makroökonomischer Ausblick von diesen Gewinnschätzungen und den Bewertungen von Aktien entkoppeln könnte, was uns in unserer Vorsicht gegenüber der Anlageklasse bestärkt.

Abbildung 3: Konsens-Umsatzprognosen deuten auf rosige Aussichten für US-Aktien hin

Dieses Liniendiagramm vergleicht das nominale BIP-Wachstum in den USA und das Umsatzwachstum der Unternehmen im S&P 500 und beinhaltet aktuelle Daten seit dem dritten Quartal 2013 sowie Prognosen bis 2024. Beide Kennzahlen durchschritten 2020 ihre Talsohle im Zuge der Pandemie, bevor es wieder bergauf ging. Das nominale BIP-Wachstum ging von seinem höchsten Stand bei 17 Prozent im zweiten Quartal 2021 auf sechs Prozent im zweiten Quartal 2023 zurück, bevor es im dritten Quartal leicht zulegte. Gemäß den Prognosen von PIMCO wird es über weite Strecken des Jahres 2024 einem Abwärtstrend folgen. Das Umsatzwachstum ging von 23 Prozent im zweiten Quartal 2021 auf ein Prozent im zweiten Quartal 2023 zurück. Gemäß den Konsensprognosen sollte es künftig wieder zunehmen, um sich im weiteren Verlauf des Jahres 2024 auf einem gewissen Niveau einzupendeln. Quelle: US Bureau of Economic Analysis, Haver Analytics, Goldman Sachs, PIMCO; Stand: Oktober 2023. Die nominalen BIP-Prognosen stammen von PIMCO, die Konsensprognosen für den Umsatz der S&P-500-Unternehmen von Goldman Sachs.

Quelle: US Bureau of Economic Analysis, Haver Analytics, Goldman Sachs, PIMCO. Die Daten zum tatsächlichen und (gemäß Bottom-up-Konsens) prognostizierten Umsatzwachstum im S&P 500 stammen von Goldman Sachs mit Stand Oktober 2023. Die Daten zum tatsächlichen nominalen BIP-Wachstum in den USA stammen von BEA und Haver Analytics. Die Prognose ist eine Schätzung von PIMCO; diese wurde mithilfe der internen Prognose für das reale US-BIP und des vom Markt implizierten US-Verbraucherpreisindex (CPI) auf der Basis der Märkte für inflationsindexierte US-Staatsanleihen (TIPS) berechnet. BIP-Daten und Prognosen mit Stand vom 3. November 2023. Prognosen werden durch gestrichelte Linien angezeigt.

Management der Risiken unserer gesamtwirtschaftlichen Einschätzung

Uns ist bewusst, dass unser Ausblick einer konjunkturellen Abkühlung und einer nachlassenden Inflation mit Risiken behaftet ist. So könnte es der robusten US-Wirtschaft gelingen, eine Rezession abzuwenden, was möglicherweise eine Überhitzung des Wachstums und eine beschleunigte Inflation anstößt, die zu einer deutlich restriktiveren Geldpolitik führt. Außerdem ist eine harte Landung denkbar, im Zuge derer Wachstum und Inflation rasch zurückgehen.

In Anbetracht dieser Risikoszenarien halten wir es für ratsam, sich abzusichern und mehrere Optionen offen zu halten – zumal es attraktiv günstig ist, die Volatilität, insbesondere bei Aktien, zu managen (siehe Abbildung 4). Eine von uns favorisierte Strategie wird als „Reverse Seagull“ bezeichnet – bei der ein Put-Spread über den Verkauf einer Call-Option finanziert wird.

Abbildung 4: Die relativ geringe Volatilität bei Aktien gegenüber Anleihen ermöglicht eine Absicherung zu attraktiven Preisen

Dieses Liniendiagramm vergleicht die Volatilität von Aktien und Anleihen seit September 2021. VIX ist der Volatility Index der Chicago Board Options Exchange (CBOE) – ein Maß für die Volatilität im US-Aktienindex S&P 500. MOVE ist der MOVE Index der ICE Bank of America – ein Maß für die Volatilität an den Anleihenmärkten. Beide Kennzahlen sind per Oktober 2018 auf 100 indexiert. Seitdem erreichte der VIX seinen höchsten Stand bei 390 Punkten im März 2020 sowie kürzlich einen Jahreshöchstwert von 120 Punkten, steht per Oktober 2023 aber wieder bei 85 Punkten. Der MOVE Index erreichte seinen höchsten Stand bei 270 Punkten im März 2020 und liegt aktuell bei rund 210 Punkten. MOVE stellt den VIX Index seit Anfang 2022 in den Schatten. Quelle: Daten von Bloomberg.

Quelle: Daten von Bloomberg mit Stand Oktober 2018 bis Oktober 2023. VIX ist der Volatility Index der Chicago Board Options Exchange (CBOE) – ein Maß für die Volatilität im S&P 500. MOVE ist der MOVE Index der ICE Bank of America – ein Maß für die Volatilität an den Anleihenmärkten. Beide Kennzahlen sind per Oktober 2018 auf 100 indexiert.

Anlagethemen angesichts der erhöhten Unsicherheit

In Multi-Asset-Portfolios spricht unseres Erachtens vieles für festverzinsliche Wertpapiere; nichtsdestotrotz nehmen wir ein breites Spektrum von Anlagemöglichkeiten unter die Lupe. Wir sind für diverse makroökonomische und marktspezifische Entwicklungen positioniert und legen Wert auf Diversifikation, Qualität und Flexibilität.

Duration: erstklassige Gelegenheiten

Mit Blick auf die heutigen Anfangsrenditen würden wir festverzinsliche Wertpapiere bevorzugen; worin uns der Vergleich mit den Aktienbewertungen nur bestärkt. Anleihen bergen Potenzial für attraktive Renditen und können dazu beitragen, Portfolios bei einem Abschwung abzufedern. Angesichts der makroökonomischen Unsicherheiten verwalten und diversifizieren wir unsere Durationspositionen aktiv, wobei hohe Qualität und stabile Renditen im Vordergrund stehen.

Besonders attraktiv ist die mittelfristige US-Duration. Des Weiteren sehen wir hochinteressante Chancen in Australien, Kanada, Großbritannien und Europa. Während die ersten beiden Nationen tendenziell anfälliger für Zinsänderungen sind, da ein großer Teil der dortigen Eigenheimbesitzer variabel verzinsliche Hypothekendarlehen bedient, steht den beiden Letzteren angesichts der aktuellen makroökonomischen Daten vermutlich unmittelbarer eine Rezession bevor als den USA. In diesen Regionen könnten die Zentralbanken verschiedene Richtungen einschlagen, und wir werden die Anleihenbestände in ihren Bilanzen auf potenzielle Auswirkungen auf Zinspapiere und damit verbundene Positionen prüfen.

An den Schwellenmärkten sind wir in Durationspositionen von Ländern mit hoher Bonität, hohen Realzinsen, attraktiven Bewertungen und Renditepotenzial übergewichtet. Hier stechen Brasilien und Mexiko hervor, wo der Prozess der Desinflation weiter fortgeschritten ist und die Realzinsen ausgesprochen hoch sind.

Im Gegensatz dazu sind wir in Japan untergewichtet, wo die Notenbanker im Zuge der anziehenden Inflation einen deutlich restriktiveren Ton anschlagen könnten.

Während uns bewusst ist, dass die Zinsen auf liquide Mittel derzeit so attraktiv sind wie schon lange nicht mehr, wagen wir uns lieber weiter in den langen Laufzeitbereich vor, um uns Renditen zu sichern und die Portfolios mittelfristig zu verankern. Wenn man die Geschichte als Maßstab nimmt, haben Durationspositionen erhebliches Potenzial, den Geldmarkt zu übertrumpfen, insbesondere in der aktuellen Phase des geldpolitischen Zyklus.

Aktien: Der relative Wert ist entscheidend

Obwohl der S&P 500 unter dem Strich teuer bewertet scheint, sehen wir Potenzial für eine Differenzierung und Chancen bei thematischen Engagements. Aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive wäre es auch denkbar, dass eine robuste konjunkturelle Entwicklung (etwa ein positives Konsumklima in den USA) die Aktienmärkte stärker stützt, als wir es derzeit vorhersehen. Dementsprechend sind wir in Aktien innerhalb unserer Multi-Asset-Portfolios neutral positioniert. Ein aktiver Ansatz kann helfen, potenzielle Gewinner ins Visier zu nehmen.

In unsicheren Zeiten geben wir Qualitätsaktien den Vorzug. Aus historischer Sicht bietet der Faktor Qualität eine attraktive Option für den Spätzyklus (siehe Abbildung 5). Innerhalb unserer insgesamt neutralen Position sind wir in US-Aktien (S&P 500) übergewichtet, da diese mehr Qualitätsmerkmale aufweisen als Aktien aus anderen Regionen, insbesondere jene aus Schwellenländern. Außerdem könnte das Wachstum in Europa vor größeren Herausforderungen stehen als in den USA, weshalb wir im europäischen Aktienmarkt trotz der attraktiveren Bewertungen untergewichtet sind.

Abbildung 5: Qualitätsaktien bieten attraktives risikobereinigtes Renditepotenzial in der späten Phase des Konjunkturzyklus

Diese Tabelle enthält die durchschnittlichen Sharpe-Ratios (ein Maß für die risikobereinigte Rendite) verschiedener Aktienfaktorkategorien im US-Aktienindex S&P 500 in den einzelnen Phasen des Konjunkturzyklus seit 1984 . Die historische Betrachtung zeigt: Wenn sich die Wirtschaft im letzten Drittel eines konjunkturellen Aufschwungs befand, was nach Ansicht vieler Wirtschaftsexperten derzeit der Fall ist, war die Sharpe-Ratio beim Faktor Qualität mit 0,82 am attraktivsten und übertraf jene der Faktoren Momentum (0,51), niedriges Beta (−0,05), Value (−0,06), geringe Volatilität (−0,07) und Größe (−0,35). Der Faktor Qualität wies in allen Phasen eine positive Sharpe-Ratio auf, mit Ausnahme des ersten Drittels eines Aufschwungs. Quelle: PIMCO, Compustat, NBER (U.S. National Bureau of Economic Research); Stand: 24. Oktober 2023. Die Sharpe-Ratio, eine gängige Kennzahl für die risikobereinigte Rendite, wird anhand von Daten seit 1984 berechnet und basiert auf den Fama-French-Definitionen von Value, Qualität, Größe und Momentum im S&P 500. Die Definitionen für Rezession und Konjunkturaufschwung stammen vom NBER.

Quelle: PIMCO, Compustat, NBER (U.S. National Bureau of Economic Research); Stand: 24. Oktober 2023. Die Sharpe-Ratio, eine gängige Kennzahl für die risikobereinigte Rendite, wird anhand von Daten seit 1984 berechnet und basiert auf den Fama-French-Definitionen von Value, Qualität, Größe und Momentum im S&P 500. Die Definitionen für Rezession und Konjunkturaufschwung stammen vom NBER.

Ferner bevorzugen wir Teilsektoren, die Unterstützung durch fiskalpolitische Maßnahmen erhalten und möglicherweise von langzyklischen Projekten und starkem langfristigem Rückenwind profitieren. Ein Beispiel hierfür ist der US Inflation Reduction Act, der zahlreiche Sektoren für saubere Energie (Wasserstoff, Solar, Wind) mit beträchtlichen Steuergutschriften fördert.

Auf der Short-Seite unserer Aktienallokation konzentrieren wir uns primär auf zinsempfindliche Branchen, insbesondere auf zyklische Konsumgütersektoren wie den Wohnungsbau. Auch die Automobilbranche könnte durch längerfristig erhöhte Zinssätze in Mitleidenschaft gezogen werden. Denn wenn sich das Angebot wieder normalisiert, dürfte es der Nachfrage in unseren Augen schwerfallen, Schritt zu halten.

Kreditpapiere und verbriefte Werte

Im Bereich der Kreditpapiere setzen wir auf Widerstandskraft, mit einem Schwerpunkt auf Relative-Value-Chancen. Bei Unternehmensanleihen bleiben wir vorsichtig; obschon ein aktiver Fokus auf einzelne Sektoren dazu beitragen kann, die Risiken im Fall eines Abschwungs zu mindern. In bonitätsschwachen, variabel verzinslichen Unternehmensanleihen, darunter Bankdarlehen und bestimmte private Vermögenswerte, sind wir untergewichtet, da diese nach wie vor am anfälligsten auf hohe Zinsen reagieren und bereits erste Anzeichen der Belastung zeigen.

Im Gegensatz zu den Unternehmensanleihen sind bei Hypotheken und verbrieften Werten attraktive Spreads zu finden. Wir sind umfangreich in hypothekenbesicherten Wertpapieren (MBS) der US-Agencies investiert, die mit hoher Qualität und Liquidität aufwarten und zu sehr attraktiven Bewertungen gehandelt werden – siehe Abbildung 6. Des Weiteren sehen wir Wertpotenzial in vorrangigen Positionen gewisser verbriefter Vermögenswerte, darunter Collateralized Loan Obligations (CLOs) und Collateralized Mortgage Obligations (CMOs).

Abbildung 6: MBS-Investments bieten attraktive Spreads

Dieses Liniendiagramm zeigt die volatilitätsbereinigten Spreads auf dem US-Markt für hypothekenbesicherte Wertpapiere (MBS) öffentlich-rechtlicher Emittenten seit 1995 (indexiert auf null). In diesem Zeitfenster kletterten die Spreads im Jahr 2008 auf 100 (was auf eine günstige/attraktive Bewertung hinweist), bevor sie sich verringerten und im Zuge der Pandemie stärkeren Schwankungen unterlagen, um im Jahr 2023 abermals bei 100 zu rangieren. Die horizontalen Linien markieren die Niveaus, die als günstig bzw. teuer gelten. Quelle: Bloomberg, PIMCO; Stand: 30. September 2023. „1x teuer“ (bei −18) und „1x günstig“ (bei 25) sind definiert als eine Standardabweichung vom durchschnittlichen optionsbereinigten Spread (OAS). „2x teuer“ (−40) und „2x billig“ (52) sind definiert als zwei Standardabweichungen vom durchschnittlichen OAS. Die hier angewandten Begriffe „günstig“ und „teuer“ beziehen sich in der Regel auf Wertpapiere oder Anlageklassen, die, verglichen mit dem historischen Durchschnitt und den künftigen Erwartungen des Fondsmanagers, signifikant über- oder unterbewertet sind.

Quelle: Bloomberg, PIMCO; Stand: 30. September 2023. „1x teuer“ und „1x günstig“ sind definiert als eine Standardabweichung vom durchschnittlichen optionsbereinigten Spread (OAS). „2x teuer“ und „2x günstig“ sind definiert als zwei Standardabweichungen vom durchschnittlichen OAS. Die hier angewandten Begriffe „günstig“ und „teuer“ beziehen sich in der Regel auf Wertpapiere oder Anlageklassen, die verglichen mit dem historischen Durchschnitt und den künftigen Erwartungen des Fondsmanagers signifikant unter- oder überbewertet sind.

Wichtigste Schlussfolgerung

Mit Blick auf alle Anlageklassen stechen Anleihen in unseren Augen durch ihre guten Aussichten in unserem gesamtwirtschaftlichen Basisszenario sowie durch ihre Widerstandsfähigkeit, ihr Diversifikationspotenzial und insbesondere ihre Bewertungen hervor. Wenn man die Risiken eines teuren Aktienmarkts bedenkt, gibt es überzeugende Argumente, die für eine Allokation in hochwertige Festzinspapiere sprechen.

Laden Sie unsere Zusammenfassung für Anleger herunter, um zu erfahren, wie wir Portfolios über diverse globale Anlageklassen positionieren.

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AUTOREN

Erin Browne

Portfoliomanagerin, Asset-Allokation

Emmanuel S. Sharef

Portfoliomanager, Analysespezialist

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