Was? Warum? Wie? Das Einmaleins für Anleiheninvestoren

An dieser Stelle bieten wir einfache, konkrete Antworten auf einige der am häufigsten gestellten Fragen zu Anleihen.

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Das Was

  • Was sind Anleihen?

    Anleihen sind im Grunde genommen Kredite. Sie werden von Unternehmen, Staaten oder Regierungen begeben, um Mittel aufzunehmen und Expansionsprogramme zu finanzieren oder Schulen und Krankenhäuser zu errichten. Dabei verpflichtet sich der Anleihenemittent, seinen Anlegern regelmäßig „feste“ Zinszahlungen (daher der Name „festverzinslich“) zu leisten, solange der Kredit aussteht, und seinen vollen Betrag zum Ende der Laufzeit (Fälligkeit) zurückzuzahlen.

  • Auf welche Geschichte blicken Anleihen zurück?

    Die Regierungen greifen seit Jahrhunderten auf Anleihen zurück, um sich Gelder zu beschaffen. Während nicht ganz klar ist, wann und von wem die erste Anleihe begeben wurde, glauben Historiker, dass Venedig zu den Vorreitern zählte. Um sich im 12. Jahrhundert vor Angriffen zu schützen, „besteuerte“ die Stadt ihre Bürger, um eine Schiffsflotte zu bauen, versprach im Gegensatz zu einer regulären Steuer aber, sie in Form von Zinsen zurückzuzahlen. So wurde die Anleihe – italienisch: „Prestiti“ – geschaffen.

    Quelle: Goetzmann, William (2016). Money Changes Everything: How Finance Made Civilization Possible. Princeton University Press.

  • Welches sind die wichtigsten festverzinslichen Anlageklassen?

    - Staatsanleihen: Staatsanleihen bergen in der Regel ein geringeres Risiko als andere Anlageklassen, da Regierungen in der Lage sind, Geld zu drucken – wenn auch zu sehr hohen sozialen und wirtschaftlichen Kosten.
    - Staatsnahe Anleihen: Diese Papiere werden von regierungsnahen Institutionen wie nationale und lokale Behörden begeben.
    - Unternehmensanleihen: Von Unternehmen ausgegebene Kreditpapiere, die Anlegern üblicherweise eine Prämie bieten, da Kredite an Unternehmen in der Regel mit höheren Risiken einhergehen als die Kreditvergabe an eine Regierung.
    - Verbriefte Werte: Diese Titel sind mit Vermögenswerten wie Hypotheken, Autokrediten und Kreditkartenforderungen besichert.

  • Was ist ein Anleihenkupon?

    Ein Kupon ist die Rendite bzw. die jährliche Zinszahlung, die ein Anleihengläubiger ab dem Emissionsdatum einer Anleihe bis zu ihrer Fälligkeit erhält. Der Kupon wird in der Regel mit dem „Kuponsatz“ beschrieben – berechnet als Prozentsatz des Nennwerts einer Anleihe, der jährlich an den Anleihengläubiger gezahlt wird. Liegt der Nennwert einer Anleihe beispielsweise bei 1000 Euro und der Kuponsatz bei fünf Prozent, so belaufen sich die Kuponzahlungen auf insgesamt 50 Euro pro Jahr.

  • Was ist eine Anleihenrendite?

    Der Ertrag einer Anleihe. Lässt man die Zeit und die Zinsen außen vor, so entspricht die Anleihenrendite dem Kupon der Anleihe. Da heute verfügbares Geld aber nicht den gleichen Wert hat wie ein Schuldschein in der Zukunft, werfen Anleihen mit längerer Laufzeit tendenziell eine höhere Rendite ab. Denn die Anleger verlangen eine höhere Entlohnung für das höhere eingegangene Risiko sowie für den Inflationseffekt, der den Wert des Kapitals im Zeitablauf schmälert: Mit einer Million Dollar oder Euro lässt sich heutzutage ein Traumhaus kaufen – in 20 Jahren aber womöglich nicht mehr.

  • Was ist eine negative Anleihenrendite?

    Wenn die Wachstums- und Inflationsaussichten der Volkswirtschaften gering sind, hegen die Anleger eher eine Präferenz für Anleihen, die für gewöhnlich als sichere Vermögenswerte gelten. Diese erhöhte Nachfrage treibt die Anleihenkurse jedoch in die Höhe und zwingt ihre Renditen in die Knie. Dabei können die Anleihenkurse mitunter so stark anziehen, dass die Renditen ein negatives Vorzeichen annehmen. Wenn dies geschieht, bezahlen die Gläubiger (Investoren) die Kreditnehmer (gewisse Regierungen) tatsächlich dafür, ihnen Geld leihen zu dürfen. In den vergangenen zehn Jahren trug sich dies an den Anleihenmärkten mehrfach zu: Die Zentralbanken gaben Milliarden dafür aus, Volkswirtschaften durch den Erwerb ihrer Anleihen wieder in Schwung zu bringen, was die Anleihenrenditen in Ländern wie Deutschland und Japan in den negativen Bereich beförderte.

  • Wie wird der Preis einer Anleihe bestimmt?

    Der Preis oder Kurs einer Anleihe beruht auf ihren Eigenschaften, wie Qualität, Kuponsatz und Laufzeit. Wie die meisten Produkte sind qualitativ hochwertige Anleihen in der Regel teurer als bonitätsschwächere Anleihen. Ist ein Preis festgelegt und eine neue Anleihe für den Handel am Markt freigegeben, wird den Anlegern bald ersichtlich, dass sich die Anleihenkurse in die entgegengesetzte Richtung der Zinssätze bewegen: Wenn die Zinsen steigen, gehen die Anleihenkurse in die Knie, da Anleihen, die in einem Umfeld mit niedrigeren Zinsen verkauft wurden, entsprechend niedrigere Kupons abwerfen – was ihre Attraktivität gegenüber neuen Titeln, die in einem Umfeld mit höheren Zinsen verkauft werden, verringert. Bei sinkenden Zinsen geschieht das Gegenteil: Der Preis einer alten Anleihe steigt, da sie gemeinhin einen höheren Kupon erbringt.
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  • Was ist ein Spread?

    Ein Spread ist die Risikoprämie, die Anleger zusätzlich zur Basisrendite einer Staatsanleihe verlangen, um für das eingegangene Risiko entschädigt zu werden. In volatilen Zeiten kann der Spread hochverzinslicher Unternehmensanleihen die Basisrendite um bis zu zehn Prozent übersteigen – wenn die Rendite auf Staatsanleihen bei zwei Prozent liegt, beläuft sich die Gesamtrendite der Unternehmensanleihe also auf zwölf Prozent. Obgleich diese Rendite sehr attraktiv scheinen mag, sollten die Anleger bedenken, dass höher rentierliche Anleihen oftmals mit deutlich höheren Risiken behaftet sind.

  • Was bedeutet Duration?

    Die Duration ist eine Kennzahl, mithilfe derer sich berechnen lässt, um wie viel der Kurs einer Anleihe bei einer Veränderung der Zinssätze oder ihrer Rendite steigt oder fällt. Die Duration wird in Jahren ausgedrückt und hängt zumeist mit der Laufzeit einer Anleihe zusammen: Im Allgemeinen weisen Anleihen mit längerer Laufzeit eine längere Duration auf, Anleihen mit kürzerer Laufzeit eine kürzere Duration. Wenn mit einem Zinsrückgang zu rechnen ist, bevorzugen Anleger für gewöhnlich Anleihen mit langer Duration, da der Effekt des Renditerückgangs – und der anschließende Kursanstieg – deutlich stärker ausfallen. Das Gegenteil ist der Fall, wenn ein Zinsanstieg erwartet wird: Die Anleger präferieren Anleihen mit kürzerer Duration, um den negativen Effekt steigender Zinsen auf die Anleihenkurse abzuschwächen.

  • Was ist die Kreditqualität?

    Die Kreditqualität ist eine Einschätzung der Vertrauenswürdigkeit eines Anleihenemittenten. Je wahrscheinlicher die Anleger ihr Geld zurückerhalten, desto höher ist die Qualität einer Anleihe. Demgegenüber sind Unternehmen mit dubioser Erfolgsbilanz üblicherweise in der „spekulativen/hochrentierlichen“ oder unteren Kategorie des Kreditspektrums angesiedelt. Diese riskanteren Unternehmen zahlen oftmals höhere Kupons, da sie die Anleger für das eingegangene Risiko entschädigen müssen. Im Gegensatz dazu sind die Kuponzahlungen von Staatsanleihen für gewöhnlich gering, da sie als sicher gelten.

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  • Was ist eine Renditekurve?

    Renditekurven veranschaulichen die Renditen von Anleihen derselben Kreditqualität mit unterschiedlichen Laufzeiten. Eine gesunde Renditekurve verläuft in der Regel aufwärts, da die Anleger künftiges Wirtschaftswachstum prognostizieren und höhere Renditen für Anleihen längerer Laufzeit verlangen – sie möchten einen Ausgleich für die Inflation erhalten (die für gewöhnlich mit höherem Wachstum einhergeht). Demgegenüber kann eine inverse Renditekurve mitunter auf eine bevorstehende Rezession hindeuten, wenn die Anleger eine düstere Zukunft mit rückläufiger Inflation und sinkenden Zinsen erwarten.

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  • Was ist das Schlimmste, das einem Anleihenportfolio passieren kann?

    Emittenten, die ihren Zinszahlungen nicht nachkommen und mit der Anleihe in Verzug geraten – der Worst Case für einen Anleiheninvestor. Nach einem Konkurs zahlt das insolvente Unternehmen zwar zunächst seine Anleihengläubiger aus, bevor die Aktionäre an der Reihe sind; allerdings sind notleidende Unternehmen des Öfteren nicht in der Lage, das Kapital aller Anleiheninhaber zurückzuzahlen. Aus diesem Grund hegen risikoscheue Anleger gemeinhin eine Präferenz für bonitätsstärkere Anleihen – da sie im Fall einer Unternehmenspleite somit zuerst bezahlt werden. Aus historischer Sicht geht es bei den Ausfallquoten internationaler Unternehmensanleihen in wirtschaftlich schwachen Zeiten tendenziell bergauf und in Expansionsphasen bergab. Allerdings sind die Ausfallraten in den letzten zehn Jahren auf niedrigem Niveau geblieben, da die niedrigen Zinssätze die Kreditkosten der Unternehmen gesenkt haben.

  • Was ist das Beste, das einem Anleihenportfolio passieren kann?

    Die meisten Anleihenportfolios verfolgen ein Ziel – das Beste ist also, dieses zu erreichen und die Erwartungen der Anleger zu erfüllen. Im Gegensatz zu Aktien, von denen die Anleger in erster Linie Kapitalzuwachs und Dividenden erwarten, sind Anleihenportfolios oftmals für die Erreichung anderer Ziele konzipiert, wie etwa Kapitalerhalt oder die Generierung beständiger Erträge.

  • Was ist aktives Anleihenmanagement?

    Aktives Management ist ein Anlagestil, bei dem der Portfoliomanager Investitionen mit dem Ziel tätigt, einen bestimmten Referenzindex zu übertreffen. Dagegen ist ein passiver Manager bestrebt, ein Portfolio zu kaufen und zu halten, das einen Referenzindex abbildet – mit dem Ziel, die gleichen Renditen wie dieser zu erzielen. Weil die Anleihenmärkte umfangreicher und komplexer sind als die Aktienmärkte, bieten sie in den Augen der Manager oftmals mehr Gelegenheiten, Ineffizienzen aufzudecken, wodurch Anleihen besser für einen aktiven Ansatz geeignet sind.

Das Warum

  • Warum sollte man in Anleihen investieren?

    1. Kapitalerhalt: Wie bei einem Darlehen verspricht der Kreditnehmer, den Kapitalbetrag zurückzuzahlen, wodurch das Kapital des Kreditgebers geschützt ist.
    2. Erträge: Die regelmäßigen Cashflows in Form der Kuponzahlungen erleichtern die Planung künftiger Investitionsbedürfnisse und Verbindlichkeiten.
    3. Diversifikation: Ein diversifiziertes Portfolio trägt zur Risikominderung bei – wenn sich eine Anlageklasse schlecht entwickelt, erzielen andere womöglich ein besseres Ergebnis.
    4. Inflationsschutz: Bestimmte Anleihen passen ihre Kuponzahlungen um die aktuelle Inflationsrate nach oben an, was vor Preisauftrieb schützt.
    5. Kapitalzuwachs: Während die Kurse von Staatsanleihen in wirtschaftlich schwachen Zeiten tendenziell anziehen, gewinnen bonitätsschwache Unternehmensanleihen in Zeiten mit kräftiger Wirtschaftsentwicklung grundsätzlich an Wert.
  • Warum lohnt es nicht, Bargeld zu halten?

    Privatpersonen sind manchmal versucht, den Großteil ihrer Ersparnisse in bar oder Barmitteläquivalenten (wie etwa Guaranteed Investment Certificates (GICs), Geldmarktkonten und Bankkonten) zu halten, um keinen Verlust ihres Geldes zu riskieren. Bei steigender Inflation nimmt der Wert liquider Mittel jedoch ab. Außerdem bringen Barmittel und Barmitteläquivalente im gegenwärtigen Umfeld niedriger Zinsen tendenziell eine geringe Rendite.

  • Warum erbringen Anleihen traditionell geringere Renditen als Aktien?

    Anleihen sind grundsätzlich sicherer als Aktien, da sich der Kreditnehmer zur Rückzahlung des Kapitals verpflichtet. Stecken Anleger hingegen 100 Euro in die Aktien eines Unternehmens, können sie diesen Betrag im Fall einer Insolvenz vollständig verlieren. Schließlich werden Anleihengläubiger per Gesetz zuerst ausgezahlt, sodass ihnen möglicherweise alles zugesprochen wird, was im Unternehmen noch übrig ist. Aus diesem Grund fordern Anleger eine höhere Rendite für Aktienengagements, was diese häufig rentabler macht. Das gilt selbstverständlich nicht immer: In Rezessionszeiten entwickeln sich Anleihen tendenziell besser als Aktien.

  • Warum sind Anleihen komplexer?

    Die Rendite einer Anleihe stammt aus mehreren Quellen, wie Kupon, Duration und Spread-Veränderungen, wohingegen die Aktienrendite für gewöhnlich auf den Gewinnperspektiven eines Unternehmens beruht. So sind einige Unternehmen eventuell nur mit einer einzigen Aktie an der Börse vertreten, können aber Tausende unterschiedlicher Anleihen ausgeben – mit unterschiedlichen Laufzeiten, Kupons und Bonitätsbewertungen. Das erschwert ihre Analyse, da neben den Perspektiven des Unternehmens noch weitere Faktoren berücksichtigt werden müssen.

  • Warum berichten die Medien weniger über Anleihen als über Aktien?

    Die Berichterstattung ist traditionell eher auf Aktien ausgerichtet. Dies ist der inhärenten Komplexität des Anleihenmarkts geschuldet sowie der Tatsache, dass die meisten Anleihen außerbörslich (over the counter; OTC) – also direkt zwischen Anlegern oder Brokern – gehandelt werden. Im Gegensatz dazu erfolgt der Aktienhandel zumeist über organisierte Börsen, was sie greifbarer macht. Hinzu kommt, dass Anleihen für gewöhnlich risikoärmer sind als Aktien; entsprechend sind ihre Kursschwankungen tendenziell weniger dramatisch – und weniger berichtenswert.

  • Warum sind Anleihen an Zinssätze gebunden?

    Zinssätze sind der Preis des Geldes – der sich aus dem Kapitalangebot der Kreditgeber und dem Kapitalbedarf der Kreditnehmer ergibt. Der daraus resultierende Basiszins gibt den Ton für die Finanzmärkte an, und die Unternehmen passen die von ihnen gezahlten Kupons an, um dem aktuellen Zinsniveau mehr oder weniger zu entsprechen. Da Kuponzahlungen womöglich einer der größten Bestandteile der Anleihenrendite sind, ist das Zinsniveau von entscheidender Bedeutung. So können kräftige Zinsbewegungen großen Einfluss auf den Kurs einer Anleihe nehmen, wenn ihre Duration nicht optimal ist.

  • Warum sind Anleihen an Regierungen gebunden?

    Ebenso wie natürliche Personen erhalten Regierungen mit hoher Schuldenlast eine schlechtere „Bonitätsnote“ als solche, die sparen und gut positioniert sind, um schwierige Zeiten zu überstehen. Hoch verschuldete Regierungen unterhalten umfangreiche Defizite – was einen negativen Dominoeffekt in Gang setzen kann. Wenn beispielsweise die Ersparnisse eines Landes nicht genügen, um seine Investitionen zu finanzieren, muss es Kapital aus dem Ausland beziehen. Dadurch entsteht ein Zahlungsbilanzdefizit, das wiederum den Wert der Landeswährung untergraben könnte. Hinzu kommt, dass ein Zustand mit höheren Investitionen als Ersparnissen die Zinsen in die Höhe treibt (die Nachfrage nach Kapital überwiegt das Angebot), was sich in der Regel hemmend auf das Wirtschaftswachstum auswirkt und die Kurse inländischer Vermögenswerte belasten kann.

  • Warum heißt es, „Anleihen sind zuerst dran“?

    Aus historischer Sicht deuteten die Anleihenmärkte schon Monate vor den Aktienmärkten auf eine nahende Rezession hin. Grund hierfür ist, dass Anleihen die gegenwärtige Verfassung eines Emittenten betrachten – primär über die Unternehmensbilanz –, während die Aktienkurse die künftigen Cashflows reflektieren. Daher reagieren Anleihen schneller, wenn sich die aktuelle Lage verschlechtert. Als Kreditgeber fungieren Anleiheninvestoren wie eine Bank und erfahren somit lange vor den Kunden oder Lieferanten, ob ein Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten steckt.

  • Warum ist der Anleihenmarkt größer als der Aktienmarkt?

    In den USA liegt die Marktkapitalisierung des Aktienmarkts bei über 30 Billionen US-Dollar und ist damit geringer als die 40 Billionen US-Dollar, die in Form von Anleihen geschuldet werden. Grund hierfür ist, dass Regierungen Anleihen und keine Aktien ausgeben und eine Finanzierung über Anleihen für gewöhnlich günstiger ist als eine Ausgabe von Aktien, sodass sich mehr Unternehmen dafür entscheiden, Mittel auf dem Anleihenmarkt zu beschaffen.

  • Warum ist der Anleihenmarkt weniger liquide als der Aktienmarkt?

    Am Anleihenmarkt ist die Liquidität seit jeher geringer. Dies ist durch die Problematik bedingt, Anleihen mit exakt gleichen Eigenschaften zu finden, da es sehr große Unterschiede in Sachen Laufzeit, Kupon, Duration und Kreditqualität gibt. Außerdem haben die neuen Vorschriften infolge der globalen Finanzkrise es den Finanzinstituten erschwert, riskante Vermögenswerte zu handeln. Diese Maßnahmen mit dem Zweck, eine weitere Bankenkrise zu verhindern, haben zwar die Kapitalpuffer der Banken vergrößert, bei einigen Banken aber auch zu einer Verschlankung der Handelsabteilungen für Anleihen geführt und somit die Gesamtliquidität am Markt verringert.

  • Warum sind Pensionsfonds, Versicherer und Banken so stark in Anleihen investiert?

    Rund um die Welt schreiben lokale Regulierungsbehörden den Banken und Versicherungsgesellschaften für gewöhnlich vor, in Anleihen zu investieren, da sie im Prinzip sicherer sind als andere Anlageklassen – würden Versicherer ihr Kapital in Aktien halten und es würde sich eine Naturkatastrophe ereignen, hätte ein potenzieller Markteinbruch zur Folge, dass sie ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen könnten, was eine schwere Krise nach sich zöge. Außerdem brauchen Pensionsfonds Anleihen, um ihre künftigen Zahlungen besser vorhersagen zu können, da sich Anleihenkupons und Rückzahlungen zum Laufzeitende leichter vorhersagen lassen als Aktienkurse.

  • Warum haben einige Anleihen beim Markteinbruch infolge der Corona-Krise an Wert verloren, wenn sie doch als „sichere Häfen“ gelten?

    Da sich die Liquidität am Anleihenmarkt ganz allgemein verringert hat, drängen fremdfinanzierte Anleger, die bei einem Abverkauf dringend Bargeld benötigen, in die liquidesten Bereiche des Markts, um Verkäufe abzuwickeln. Wie in den meisten Anlageklassen sind die qualitativ hochwertigsten Papiere in der Regel liquider. Was Anleihen betrifft, sind US-Staatsanleihen und US-Agency MBS (hypothekarisch gesicherte Wertpapiere öffentlich-rechtlicher Emittenten) zwei der liquidesten Anlageklassen der Welt, weswegen sie zum Ziel von Anlegern wurden, die verzweifelt zu verkaufen suchten. Infolgedessen war die Volatilität erhöht, und zwar trotz ihrer traditionellen Sicherheit und der staatlichen Unterstützung.

    Als „sicherer Hafen“ werden Anlagen bezeichnet, deren Wert auch in volatilen Märkten erhalten bleiben oder steigen sollte. Anleger nutzen solche „sicheren Häfen“, um ihr Verlustrisiko bei Marktturbulenzen zu begrenzen. Alle Investments enthalten Risiken und können an Wert verlieren.

Das Wie

  • Wie investiere ich in Anleihen?

    Anleiheninvestoren können aus einer Vielzahl unterschiedlicher Anlagestrategien wählen – je nachdem, welche Rolle Anleihen in ihren Anlageportfolios spielen sollen. Anleger können Anleihen kaufen und sie bis zu ihrer Fälligkeit halten. Alternativ können sie Anleihenfonds in Erwägung ziehen. Dabei handelt es sich um Investmentfonds oder börsennotierte Fonds, die üblicherweise in eine Vielzahl von Anleihen, wie etwa Unternehmens-, Staats- oder Hochzinsanleihen, investieren. Für einen geringen Mindestanlagebetrag, der von einigen Hundert bis zu einigen Tausend US-Dollar reicht, sind Privatanleger über Anleihenfonds in der Lage, in eine ganze Reihe von Anleihen zu investieren, die von professionellen Investmentmanagern verwaltet werden.

  • Wie entscheide ich, in welche Anleihenfonds ich investieren soll?

    Jeder Anleger muss für sich bestimmen, wie viel Risiko ihm oder ihr behaglich ist – die sogenannte Risikotoleranz. Grundsätzlich wird empfohlen, die eigenen Anlageziele über Anleihen zu verwirklichen, die sich zur Erreichung dieser Ziele eignen. Besteht das Hauptziel eines Anlegers etwa darin, die unmittelbaren Lebenshaltungskosten zu decken, mag eine Allokation in liquide Strategien für Barmittel- und Barmitteläquivalente angemessen sein. Sind die Ziele eher mittel- oder langfristiger Natur, wie beispielsweise die Ausbildung der Kinder oder die Altersvorsorge, können Staats- und Unternehmensanleihen die erforderlichen Einkünfte liefern. Für ehrgeizigere Ziele eignet sich zu guter Letzt vermutlich eine riskantere Strategie, solange dieses Risiko für den Anleger tragbar ist.

  • Wie verwalten professionelle Manager ihre Portfolios?

    Zwei der bekanntesten Anlageansätze sind der Top-down- sowie der Bottom-up-Fokus. Ein Top-down-Ansatz liefert einen umfassenden gesamtwirtschaftlichen Überblick, der Anleihenverwalter darin unterstützt, die generelle Richtung makroökonomischer Trends wie Zinssätze und Inflation zu erkennen. Dieser Ansatz wird für gewöhnlich mit einem Bottom-up-Ansatz kombiniert, der typischerweise einen tiefen Blick in die Finanzlage der einzelnen Unternehmen, die die Anleihen ausgeben, wirft. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass sie in der Lage sind, den makroökonomischen Kräften, die künftig auf sie einwirken könnten, zu trotzen.

  • Wie beurteile ich die Risiken und Chancen verschiedener Anleihenarten?

    Alle Anlagen sind in unterschiedlichem Maß mit Risiken behaftet. Zu diesen Risiken zählt die Möglichkeit, dass ein Anleger das investierte Kapital verliert, wenn eine Anleihe ausfällt. Grundsätzlich verlangen Anleger mehr Renditepotenzial, wenn sie höhere Risiken eingehen, obschon die Korrelation zwischen Risiko und Rendite nicht immer perfekt ist – bisweilen gehen erhebliche Risiken mit nur mageren Renditen einher. Eine der Kennzahlen, die Anleger zur Bewertung des Verhältnisses zwischen Risiko und Rendite heranziehen, ist die Sharpe-Ratio, die die erzielte Rendite pro Risikoeinheit misst. Bevorzugt werden Anleihen mit hohen Sharpe-Ratios.

  • Wie kann ich mit Anleihen Geld verdienen oder verlieren?

    1. Kupon: Der Kupon ist die regelmäßige Zinszahlung, die Anleger erhalten.
    2. Duration: Die Duration kann die Gewinne steigern (Papiere mit langer Duration bei sinkenden Zinsen) oder die Verluste erhöhen (Papiere mit langer Duration bei steigenden Zinsen).
    3. Spread: Wenn sich die Kreditqualität einer Unternehmens-, forderungsbesicherten oder Schwellenländer-Anleihe verbessert, engt sich der Spread, den Anleger für die Risikokompensation verlangen, ein. Da der Spread Teil der Gesamtrendite einer Anleihe ist, lässt der Renditerückgang die Anleihenkurse steigen. Das Gleiche gilt umgekehrt: Eine Ausweitung der Spreads zieht Verluste nach sich, da sie die Anleihenkurse in die Knie zwingt.
    4. Wechselkurse: Bei Auslandsinvestitionen sind Anleger den Schwankungen der Wechselkurse ausgesetzt.
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  • Wie kann ich dazu beitragen, mein Portfolio vor Kreditrisiken zu schützen?

    Die Kreditqualität bzw. das Kredit- oder Ausfallrisiko von Anleihenemittenten wird von unabhängigen Ratingagenturen beurteilt; diese veröffentlichen Credit-Ratings, die die Anleger nicht nur darin unterstützen, die Risiken zu beurteilen, sondern auch in der Bestimmung, welche Entschädigung sie erhalten sollten. Emittenten mit einem guten Bonitätsrating werfen entsprechend eine geringere Rendite ab als Emittenten mit schlechterem Rating. Auch hier gilt, dass Anleger durch den Erwerb von Anleihen mit niedrigen Ratings potenziell höhere Renditen erzielen, im Gegenzug dafür aber höhere Risiken in Kauf nehmen müssen.

  • Wie kann ich Erträge erzielen?

    Die meisten Anleihen sind festverzinslich. Das heißt, der Anleihenhalter erhält nach einem festgelegten Zeitplan – ob vierteljährlich, halbjährlich oder jährlich – eine Zinszahlung des Anleihenemittenten. Die kann er sich auszahlen lassen oder in weitere Anleihen reinvestieren. Aktien können ebenfalls Erträge in Form von Dividendenzahlungen liefern, die in der Regel aber geringer sind als die Kuponzahlungen von Anleihen; darüber hinaus zahlen Unternehmen ihre Dividenden nach eigenem Ermessen, während Anleihenemittenten zu Kuponzahlungen verpflichtet sind.

  • Wie kann ich Kapitalgewinne erzielen?

    Anleihenkurse schwanken in der Regel weniger stark als Aktienkurse, obschon einige risikoreichere Anleihen gewisse aktienähnliche Merkmale aufweisen. Zum Beispiel korrelieren Hochzinsanleihen eher mit Aktien, da ihre Kurse stärker von den einzigartigen Fundamentaldaten des Unternehmens und dem Spread (der von den Anlegern verlangten Prämie zur Inkaufnahme des spezifischen Risikos eines Wertpapiers) abhängen als von den zugrunde liegenden wirtschaftlichen Fundamentaldaten. In diesem Sinne kann eine massive Einengung der Spreads den Weg für beträchtliche Gewinne bereiten – ebenso wie eine Ausweitung der Spreads Verluste nach sich ziehen kann. Auch Staatsanleihen können unter risikoaversen Bedingungen Kursgewinne verzeichnen, wenn die Zinsen fallen, und Anlegern mit langer Duration erhebliche Gewinne bescheren.

  • Wie sorge ich für Ausgleich in einem Anleihenportfolio?

    Die Diversifikation ist eine der wichtigsten Methoden der Risikominderung. Einige Anleger bevorzugen einen „Barbell“-Ansatz und halten Wertpapiere, die quasi an den beiden entgegengesetzten Polen des Risikospektrums angesiedelt sind: sichere Staatsanleihen in Kombination mit risikoreichen Kreditpapieren. Während diese Strategie ein gewisses Gleichgewicht herstellt, werden die Verluste der risikoreicheren Kreditprodukte bei einem drastischen Kursrutsch unter Umständen nicht vollständig durch die Staatsanleihen kompensiert. Einige Anleger ziehen es vor, ihr Portfolio durch eine gleichmäßigere Verteilung der Laufzeiten und Risiken innerhalb des Spektrums im Gleichgewicht zu halten. Des Weiteren kann eine Mischung unterschiedlicher Bonitätsbewertungen, Branchen und Regionen zur Diversifizierung beitragen.

  • Welchen Vorteil bieten Anleihen in Zeiten volatiler Märkte?

    Aufgrund ihrer geringen Korrelation zu Aktien weisen Anleihen und insbesondere Kernanleihen eine geringere Volatilität auf als Aktien. Dieser Diversifikationsvorteil kann helfen, die Auswirkungen der Volatilität auf ein Gesamtportfolio zu verringern. Allerdings ist zu beachten, dass einige Arten von Anleihen ein höheres Risiko bergen als andere, was sie schwankungsanfälliger macht. So werden etwa Hochzinsanleihen von Unternehmen mit schlechteren Bonitätsbewertungen ausgegeben, weswegen sie riskanter als hochwertige Anleihen sind.

  • Wie oft sollte ich meine Investments überprüfen und/oder anpassen?

    Jede Schwankung am Markt oder im Wert einer Anlage zu hinterfragen, kann Angstzustände herbeiführen. Stattdessen sollten Anleger die Wertentwicklung in regelmäßigen Abständen überprüfen und etwaige Anpassungen vornehmen, zum Beispiel jährlich oder vierteljährlich. Dabei gilt es zu bedenken, dass ein disziplinierter Ansatz für eine langfristige Anlagestrategie womöglich die besten Ergebnissen liefert.

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Rechtliche Hinweise

Risikohinweise: Alle Investments enthalten Risiken und können an Wert verlieren. Anlagen am Anleihenmarkt unterliegen Risiken wie zum Beispiel Markt-, Zins-, Emittenten-, Kredit-, Inflations- und Liquiditätsrisiken. Der Wert der meisten Anleihen und Anleihenstrategien wird durch sinkende oder steigende Zinsen beeinflusst. Anleihen und Anleihenstrategien mit längerer Duration sind häufig sensitiver und volatiler als Wertpapiere mit kürzerer Duration; die Anleihenpreise sinken in der Regel, wenn die Zinsen steigen. Der Wert von Anleihen kann bei der Rücknahme über oder unter dem ursprünglichen Kaufpreis liegen. Aktien können sowohl wegen der tatsächlichen als auch der empfundenen allgemeinen Markt-, Konjunktur- und Branchenbedingungen an Wert verlieren. Asset-Allokation bezeichnet das Verfahren zur Verteilung von Anlagen auf verschiedene Anlageklassen (zum Beispiel Aktien und Anleihen). Sie ist keine Garantie für künftige Ergebnisse oder einen Gewinn und auch kein Schutz gegen Verluste. Diversifizierung schützt nicht vor Verlusten.

PIMCO erbringt Dienstleistungen für qualifizierte Institutionen, Finanzintermediäre und institutionelle Anleger. Privatanleger sollten sich an ihren eigenen Finanzberater wenden, um die für ihre finanzielle Lage am besten geeigneten Anlageoptionen zu ermitteln. Diese Veröffentlichung gibt die Meinungen des Verfassers wieder, die sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern können. Dieses Dokument dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt weder eine Anlageberatung noch eine Empfehlung für ein bestimmtes Wertpapier, eine Strategie oder ein Anlageprodukt dar. Die hier enthaltenen Informationen stammen aus Quellen, die wir für zuverlässig halten; es wird jedoch keine Gewähr übernommen. Ohne ausdrückliche schriftliche Erlaubnis darf kein Teil dieser Materialien in irgendeiner Form vervielfältigt oder in anderen Publikationen zitiert werden. PIMCO ist in den Vereinigten Staaten von Amerika und weltweit eine Marke von Allianz Asset Management of America L.P. ©2022, PIMCO.