Anlegen verstehen Extremrisiken verstehen Erfahren Sie mehr über Extremrisiken sowie darüber, wie Portfolios verwaltet werden können, um Verluste zu minimieren, ohne das Wachstum einzudämmen.
Eine Allokation in einem breit gefächerten Spektrum von Anlageklassen kann helfen, das Gesamtrisiko eines Portfolios zu steuern. Gelegentlich kann es jedoch zu schweren Markterschütterungen kommen, die so heftig und unerwartet sind, dass sie auf breiter Front Kursverluste auslösen und eine Portfoliostrategie zunichte machen können. Was sind Extremrisiken? Extremrisiken bzw. „Tail-Risiken“ sind an den beiden Rändern der Verteilungskurven angesiedelt – jenen glockenförmigen Diagrammen, die die statistische Wahrscheinlichkeit einer Reihe von Ergebnissen abbilden. Bei der Vermögensanlage beschreiben Glockenkurven die Wahrscheinlichkeit, dass verschiedene Anlageerträge über einen bestimmten Zeitraum erreicht werden. Wie Abbildung 1 veranschaulicht, konzentrieren sich die wahrscheinlichsten Ergebnisse bei einer normalen Glockenverteilung an der Wölbung nahe der Kurvenmitte, die die erwartete Durchschnittsrendite bzw. den Mittelwert angibt. Aufgrund der weniger wahrscheinlichen, extremeren Ergebnisse verjüngt sich die Glocke zu beiden Rändern hin. Am äußeren linken und rechten Rand sind die am wenigsten wahrscheinlichen, extremsten Ergebnisse angesiedelt: die niedrigsten Renditen am linken und die höchsten Renditen am rechten Rand. Für langfristig orientierte Anleger zielt die ideale Portfoliostrategie darauf ab, das negative Extremrisiko am linken Rand zu minimieren, ohne das Wachstumspotenzial am rechten Rand einzuschränken. Extremrisiken können höher sein als erwartet Herkömmliche Portfoliostrategien legen oftmals eine normale Glockenverteilung zugrunde, wenn sie Marktannahmen treffen. In Wirklichkeit verhalten sich die Märkte zumeist aber nicht „normal“. So traten Phasen des finanziellen Drucks häufiger auf, als so mancher Anleger annehmen mag, und nahmen zunehmend globale Dimensionen an. Manchen Schätzungen zufolge kam es in den vergangenen drei Jahrzehnten etwa alle drei bis fünf Jahre zu erheblichen Markterschütterungen, was stärker ausgeprägte Extremrisiken zur Folge hatte, als eine normale Verteilungskurve vermuten ließe (siehe Abbildung 2). Diese unerwarteten systemischen Schocks ließen schnell Panik an den Märkten aufkommen und brachten eine Abwärtsspirale mit Verlusten für ein breites Spektrum von Anlagen in Gang. Da negative Extremereignisse derart weitverbreitet sind und sich ihre Tragweite so schwer vorhersagen lässt, können sie verheerende Auswirkungen auf die Portfoliorendite haben – und die Möglichkeit der Anleger, ihre finanziellen Ziele zu erreichen, möglicherweise einschränken. Vorbereitung auf das Unvorhersehbare Sich gegen Extremrisiken abzusichern, kann eine wertvolle Strategie sein, um Anleger in der Verfolgung ihrer Ziele zu unterstützen, ohne ihre Risiko- und/oder Rendite-Erwartungen infolge einer Marktkrise maßgeblich anpassen zu müssen. Anleger haben eine Reihe von Möglichkeiten, um sich gegen Extremrisiken abzusichern. So können sie beispielsweise das Risiko der Asset-Allokation durch eine Gewichtung der Portfolios zugunsten weniger volatiler Sektoren begrenzen. Eine weitere Möglichkeit wäre, ihre Asset-Allokation konstant zu halten und um strategische Aktien-Puts, Kreditabsicherungen, Devisen- und Zinsoptionen zu ergänzen. Strategien, die Derivate mit einbeziehen, bergen ganz besondere Risiken. So kann es in bestimmten Marktsituationen schwierig werden, Derivatepositionen glattzustellen; ferner können die Verluste bei bestimmten Derivaten den Wert des investierten Kapitals übersteigen. Dass die aktive Verwaltung und Umsetzung dieser Absicherungsinstrumente äußerst komplex ist, macht Fachwissen unabdingbar. Aus diesem Grund wenden sich viele Anleger und Finanzberater an professionelle Anlageverwalter, um eine derartige Strategie in ihre Investitionspläne zu integrieren. Ist es teuer, sich gegen Extremrisiken abzusichern? Während Absicherungsstrategien unter Umständen gewisse kurzfristige Kosten verursachen, sollten sie das Renditepotenzial im Zeitablauf steigern, indem sie: Verluste verringern, wenn am Markt ein Sturm aufkommt, Liquidität in einer Krise bereitstellen und es Anlegern so ermöglichen, Vermögenswerte zu sehr günstigen Preisen zu erwerben, während andere zu einem Verkauf gezwungen sind, und Anlegern einen Freiraum bieten, an anderer Stelle in ihren Portfolios höhere Risiken einzugehen. Letzten Endes könnte sich das Wertschöpfungspotenzial während einer Krise als deutlich höher erweisen als die Kosten, die eine langfristige Absicherung gegen Extremrisiken mit sich bringt.