Anlegen verstehen Benchmarks: Grundlagen Bei der Vermögensanlage nehmen Referenzindizes (oder Benchmarks) eine zentrale Rolle ein. Als Benchmark wird häufig ein Marktindex verwendet, der dem Portfoliomanager als Ausgangspunkt für die Portfoliokonstruktion dient und festlegt, wie das Portfolio in Hinblick auf Risiko und Erträge fortlaufend gemanagt werden soll. Des Weiteren versetzt eine Benchmark Anleger in die Lage, die relative Performance ihrer Portfolios einzuschätzen: So mag eine Jahresrendite eines diversifizierten Anleihenportfolios von 6% als hoch erscheinen; legt die Benchmark des Portfolios im selben Zeitraum jedoch um 7% zu, hat das Anleihenportfolio sein Ziel verfehlt. Die Anzahl vorhandener Benchmarks ist nahezu unendlich und die Wahl der richtigen fällt nicht immer leicht. Um den Auswahlprozess zu vereinfachen, werden wir in diesem Artikel untersuchen, was eine Benchmark ist, wie sie berechnet wird und aus welchen Gründen die Performance eines Portfolios von jener der Benchmark abweichen kann.
Was ist eine Benchmark? In den meisten Fällen wählen Anleger einen Marktindex oder eine Kombination verschiedener Indizes als Benchmark für ein Portfolio aus. Ein Index bildet die Performance einer breiten Anlageklasse ab, wie beispielsweise sämtliche börsennotierten Aktien, oder auch ein schmaleres Marktsegment, wie sämtliche Aktien von Technologieunternehmen. Da Indizes die Erträge auf einer Buy-and-Hold-Basis verfolgen und keinen Versuch zur Bestimmung der attraktivsten Wertpapiere unternehmen, entsprechen sie einem „passiven“ Anlageansatz und können eine geeignete Benchmark zum Vergleich der Performance eines aktiv gemanagten Portfolios darstellen. So lässt sich durch die Anwendung eines Index veranschaulichen, welchen Mehrwert ein aktiver Manager schafft und woher bzw. durch welche Anlagen dieser Mehrwert entsteht. Zu den am häufigsten angewandten Aktienindizes bzw. Benchmarks zählen: Darüber hinaus wurden zahlreiche weitere Aktienindizes geschaffen, die die Performance bestimmter Marktsektoren und Segmente verfolgen. Da Aktien an offenen Börsen gehandelt werden und ihre Kurse öffentlich sind, werden die wesentlichen Indizes durch Verlagsgesellschaften wie Dow Jones und die Financial Times bereitgestellt, oder auch durch die Börsen selbst. Festverzinsliche Anlageinstrumente werden hingegen nicht an offenen Börsen gehandelt, wodurch die Anleihenkurse weniger transparent sind. Aus diesem Grund werden jene Indizes am meisten genutzt, die durch große Broker-Dealer bereitgestellt werden. Diese befassen sich mit dem Kauf und Verkauf von Anleihen, wie Barclays Capital (die inzwischen auch die ursprünglich durch Lehman Brothers geschaffenen Indizes managen), Citigroup, J.P. Morgan und BofA Merrill Lynch. Zu den bekanntesten Anleihenindizes zählen der Barclays U.S. Aggregate Bond Index, der die größten Anleihenemittenten der USA verfolgt, sowie der Barclays Global Aggregate Bond Index, der die größten Anleihenemittenten auf globaler Ebene abdeckt. In Wirklichkeit haben die Anleihenhändler Dutzende Indizes und somit Benchmarks für nahezu sämtliche Engagements an den Anleihenmärkten geschaffen, denen ein Anleger bedürfen könnte. Allein durch Barclays Capital werden mehr als 30 unterschiedliche Anleihenindizes veröffentlicht. Neue Indizes werden häufig geschaffen, wenn sich das Anlegerinteresse für bestimmte Portfolioarten erhöht. Aufgrund des zunehmenden Interesses der Anleger für Anleihen aus Schwellenländern schuf J.P. Morgan im Jahr 1992 beispielsweise seinen Emerging Markets Bond Index als Benchmark für Schwellenländerportfolios. Des Weiteren werden Indizes für andere Anlageklassen bereitgestellt, wie Immobilien und Rohstoffe, die von besonderem Interesse für Anleger mit Inflationssorgen sein dürften. Zu den Beispielen hierfür zählen der Dow Jones U.S. Select Real Estate Investment Trust (REIT) Index und der Dow Jones-UBS Commodity Index. Indexmethodik: Marktkapitalisierung und Alternativen Zur Bestimmung der Wertpapiere, die in einem bestimmten Index enthalten sein sollen, greifen die größten Indexanbieter auf spezifische, vorgegebene Kriterien zurück, wie Größe und Bonitätsratings. Indexmethodik, Renditen und andere Statistiken werden in der Regel auf der Webseite des Indexanbieters oder durch Nachrichtendienste wie Bloomberg oder Reuters zur Verfügung gestellt. Anstatt den Durchschnitt der Aktien- oder Anleihenkurse zu bestimmen, messen die Indizes im Allgemeinen jedem Bestandteil ein bestimmtes Gewicht bei, wobei sich die geläufigste Gewichtung an der Marktkapitalisierung orientiert. Im Zuge dessen wird Unternehmen mit einem größeren Umfang an ausstehenden Aktien oder Anleihen ein stärkeres Gewicht zugeteilt, wodurch sich ihr Einfluss auf die Index-Performance erhöht. Dementsprechend können starke Kursschwankungen der Aktien oder Anleihen der größten Unternehmen in deutlichen Kursbewegungen eines Indexes resultieren. Um die Volatilität, die infolge einer Gewichtung nach Marktkapitalisierung entstehen kann, zu reduzieren und die Performance eines Portfolios zu steigern, sind in den vergangenen Jahren alternative Verfahren zur Festlegung von Indizes entstanden. Eines von ihnen ist das „Fundamental Indexing“, das durch PIMCOs Sub-Advisor Rob Arnott und sein Research-Team entwickelt wurde und die Indexbestandteile anhand ihrer Fundamentaldaten, wie Umsatz, Cashflow, Buchwert und Dividenden, auswählt und gewichtet. Anleihenindizes, die nach Marktkapitalisierung gewichtet sind, können mit einem Nachteil einhergehen: Die einflussreichsten Bestandteile verfügen möglicherweise auch über die größte Schuldenlast, was ein Anzeichen einer sich verschlechternden Finanzlage sein kann. Unter anderem, um eine zu starke Allokation in hoch verschuldete Länder und Unternehmen zu vermeiden, führte PIMCO in 2009 einen auf dem Bruttoinlandsprodukt basierenden Anleihenindex ein, der als PIMCO Global Advantage Bond Index (GLADI)® bezeichnet wird und das Ziel verfolgt, Investmentchancen in wachstumsstarken Volkswirtschaften zu identifizieren. Darüber hinaus umfasst GLADI weitere Anlageinstrumente, die in einem typischen Anleihenindex nicht enthalten sind, wie Swaps und inflationsgebundene Anleihen. Der GLADI Index wird durch Markit LLC, einen unabhängigen und nicht angegliederten führenden Finanzinformationsdienstleister und globalen Index-Provider, verwaltet und berechnet. Performance-Messung: Der Tracking Error Der Tracking Error misst die Abweichung der Portfoliorenditen von ihrer Benchmark und somit die Beständigkeit, mit der ein Manager eine Überperformance erzielt. Der Tracking Error ist stets positiv und wird wie folgt definiert: Tracking Error = annualisierte Standardabweichung der monatlichen Überrenditen Dabei ist zu beachten, dass eine Out- oder Underperformance eines Portfoliomanagers nicht notwendigerweise mit einem Tracking Error einhergeht. Gemäß der oben aufgeführten Definition hätte ein Manager, der jeden Monat um genau 20 Basispunkte besser oder schlechter abschneidet, trotz eines positiven (oder negativen) Alphas einen Tracking Error von null. Für einen Tracking Error gibt es mehrere mögliche Ursachen. So kann ein Anlageportfolio aufgrund der Liquidität, der Portfoliogröße oder auch der Ansichten eines Portfoliomanagers gegenüber dem aktiven Management andere Einzeltitel enthalten als seine Benchmark. Indem ein Portfoliomanager seinen Ansichten hinsichtlich des aktiven Managements Ausdruck verleiht, strebt er eine Outperformance gegenüber der Benchmark und somit beabsichtigte Renditeunterschiede im Vergleich zum Index an. Darüber hinaus kann eine Benchmark eine derart hohe Anzahl an Wertpapieren umfassen, dass es nicht zweckmäßig wäre, sie alle im Portfolio zu halten, oder auch Einzeltitel, deren Erwerb sich schwierig gestaltet und die Portfoliomanager somit veranlasst, sie durch ähnliche Titel zu ersetzen. Um zu verstehen, warum die Performance ihrer Portfolios von der ihrer Benchmarks abweichen kann, sollten sich die Anleger der Positionen bewusst sein, die in ihren Portfolios gegenüber der Benchmark enthalten sind. Bei der Beurteilung eines Index sollten Anleger die dem Index zugrundeliegenden Risiken sowie ihre eigene Risikobereitschaft sorgfältig abwägen. Alle Anlagen bergen Risiken und können an Wert verlieren.