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Update zur europäischen Inflation: Länger erhöht, aber weiterhin mit günstigen Absicherungsmöglichkeiten

Trotz der massiven Inflation in Europa scheinen Absicherungsinstrumente günstig

Während sich die europäische Inflation auf Niveaus begibt, die seit den 1980er-Jahren nicht mehr vorherrschten, fragen sich die Anleger, ob es zu spät für eine Absicherung ist. Im Euroraum ziehen die Verbraucherpreise weiter an – um 8,1 Prozent auf Jahressicht im Mai –, was die Politiker in dem Versuch, ihnen Einhalt zu gebieten, ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen, vor große Herausforderungen stellt.

Europäische Inflationsdynamik

Der starke Preisauftrieb ist in erster Linie globaler Natur. Russlands Invasion der Ukraine brachte die globalen Lieferketten, die sich nach wie vor von der Corona-Pandemie erholen, erneut aus dem Gleichgewicht und schränkte das Angebot an vielen lebensnotwendigen Rohstoffen ein, was die Preise in die Höhe trieb. Dieser Preisdruck – der in Europa besonders ausgeprägt ist – breitet sich über diverse Länder und Produkte aus. So ist das Produktionsvolumen von Stahl, Dünger und Papier zurückgegangen. Ferner verschärfen Chinas Lockdowns im Zuge der Null-Covid-Strategie die Lieferengpässe in Bereichen wie etwa dem Automobilsektor, der seine Produktion verlangsamen musste und mit weiteren Verzögerungen rechnet.

Obwohl die kurzfristige Unsicherheit sehr hoch ist, erwarten wir in unserem Basisszenario, dass die Inflation in Europa noch dieses Jahr – später als in den USA – ihren Höhepunkt erreicht, wenn sich die Lieferketten erholen und die Geld- und Finanzpolitik restriktiver werden.

Zugleich gehen wir davon aus, dass uns ein langsamer und zäher Prozess bevorsteht und die Teuerungsrate bis weit in das Jahr 2023 erhöht bleibt, bevor sie sich nach und nach wieder dem Ziel der EZB annähert – dabei ist unser Ausblick mit erheblichen Aufwärtsrisiken behaftet.

Kurzfristige Inflationsrisiken scheinen nach oben zu deuten

Das aktuelle Umfeld ist ungewiss und die Bandbreite der möglichen Inflationsentwicklungen in Europa nach wie vor groß. Unseres Erachtens tendiert die Risikobilanz nach oben:

  • Abhängigkeit von Russland: Die starke Abhängigkeit der EU von Russland bei Gas und lebenswichtigen Agrarrohstoffe legt nahe, dass sich die Inflation in diesen Bereichen als hartnäckiger erweisen könnte, bis andere Quellen gefunden werden.
  • Spirale aus Inflation und Wachstum: Je länger die hohe tatsächliche Inflation anhält, desto größer ist das Risiko, dass sich Verhaltensweisen ändern, sodass Arbeitnehmer höhere Löhne verlangen und Verbraucher geplante Einkäufe vorziehen.
  • Kompromiss zwischen Wachstum und Inflation: Europa steht ein schwieriger Balanceakt bevor. Wegen des schwachen Wirtschaftswachstums haben die politischen Entscheidungsträger weniger Spielraum als ihre US-amerikanischen Kollegen und müssen unter Umständen eine höhere Inflation in Kauf nehmen, wenn die Alternative eine politisch bedingte Rezession ist.
  • Fiskalpolitik: Europas Bestreben, sich von russischen Energieimporten abzuwenden und die Verteidigungsausgaben zu erhöhen, lässt höhere Staatsausgaben in den kommenden Jahren erwarten.

Anlagekonsequenzen

Ist es zu spät, um sich gegen Inflationsrisiken abzusichern? Der Meinung sind wir nicht. Aus unserer Sicht sind Mittel der Inflationssicherung im historischen Vergleich nach wie vor günstig und spiegeln die Aufwärtsrisiken für die Inflationsaussichten nicht angemessen wider, was bedeutet, dass europäische Absicherungsinstrumente vermutlich noch immer attraktiv bewertet sind.

Um dies zu verdeutlichen, betrachten wir den fünfjährigen Break-even-Satz in fünf Jahren (5y5y). Dieser beschreibt die erwartete Inflationsrate auf Sicht von fünf bis zehn Jahren, womit er uns die Erwartungen über den Zehnjahreszeitraum aufzeigt, ohne sich ähnlich wie der gängige zehnjährige Break-even-Satz von kurzfristigen Ausschlägen beirren zu lassen. Wie der Terminsatz fünfjähriger europäischer Inflations-Swaps in fünf Jahren zeigt, rechnen die Anleger mittelfristig mit einer Teuerungsrate von 2,2 Prozent, die nur geringfügig über dem mittelfristigen Ziel der EZB von 2,0 Prozent liegt. Damit verharren die marktbasierten Inflationserwartungen in Europa unter dem 2012 nach der globalen Finanzkrise erreichten Höchststand und stehen mehr oder weniger im Einklang mit dem Ziel der Währungshüter.

Günstige Marktpreise für eine Inflationsabsicherung im Verhältnis zur tatsächlichen Verbraucherinflation

Update zur europäischen Inflation: Länger erhöht, aber weiterhin mit günstigen Absicherungsmöglichkeiten

Quelle: PIMCO, Bloomberg; Stand: 31. Mai 2022
FWISEU55 = Kennzahl für die durchschnittliche am Markt erwartete Inflation über den Fünfjahreszeitraum, der in fünf Jahren beginnt. ECCPEMUY = Verbraucherpreisindex der Europäischen Union

Wir glauben, dass reale und inflationsgebundene Vermögenswerte den Anlegern eine solide Absicherung gegen weitere Aufwärtsschocks bieten und Diversifikation und Renditepotenzial auf Portfolioebene verbessern können. Auch wenn der pandemie- und kriegsbedingte Preisdruck nachlässt, halten wir es für unwahrscheinlich, dass wir zu dem vor der Pandemie herrschenden Paradigma eines niedrigen, aber stabilen Niveaus von Wachstum und Inflation zurückkehren. Vielmehr glauben wir, dass die Inflationspfade der Weltwirtschaft in den nächsten fünf Jahren volatiler sein und stärker voneinander abweichen werden. Vor diesem Hintergrund sollten Anleger die gesamte Bandbreite potenzieller Ergebnisse betrachten und ihre Portfolios robust für eine Reihe makroökonomischer Szenarien aufstellen.

Erfahren Sie mehr über unsere Inflationseinschätzungen.

Lorenzo Pagani ist Portfoliomanager mit Schwerpunkt auf europäische Staatsanleihen. Peder Beck-Friis ist Portfoliomanager mit Schwerpunkt auf globale makroökonomische Trends. John Mullins ist Produktstratege mit Zuständigkeit für globale Asset-Allocation- und Real-Return-Strategien. Jeder von ihnen verfasst regelmäßige Beiträge für den PIMCO-Blog.

Autor

Lorenzo Pagani

Portfoliomanager

Peder Beck-Friis

Economist

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