Wenn Sie Anleger fragen, ob der Großteil aller aktiven Anleihenfonds seine passiven Pendants übertrifft, werden Ihnen diese wahrscheinlich mit „Nein“ antworten. Denn wenn es Anleger gibt, die den Markt übertreffen, muss es auch andere geben, die dahinter zurückbleiben. Aktive Strategien sind mit höheren Gebühren verbunden, daher dürfte die Mehrheit von ihnen ihre weniger gebührenintensiven passiven Pendants unterbieten.
Die jüngsten Medienberichte über die Rotation von aktiven in passive Fonds – auch wenn sie sich maßgeblich auf den Aktienmarkt konzentrieren – dürften diesen Eindruck nur weiter verstärken.
Wie aus der Grafik unten hervorgeht, übertraf die Mehrheit der aktiven Anleihenfonds und ETFs den Median ihrer passiven Pendants nach Gebühren in den vergangenen ein, drei, fünf, sieben und zehn Jahren; dabei erzielten 63% von ihnen in den zurückliegenden fünf Jahren eine Outperformance. Demgegenüber konnte der Großteil der aktiven Aktienstrategien den Median seiner passiven Pendants während dieses Zeitraums nicht übertreffen. Nur 43% verzeichneten in den vergangenen fünf Jahren eine Outperformance; in allen anderen Zeiträumen ist der Prozentsatz sogar noch geringer.
Anleihen sind anders
Unserer Ansicht nach ist die Ursache dafür, dass aktive Anleihenstrategien in diesem Zeitraum erfolgreicher abschnitten als aktive Aktienansätze, die besondere Struktur des Anleihenmarktes. Bedenken Sie hierzu folgende Punkte:
- Nichtwirtschaftliche Anleger machen rund 47% des Volumens von 102 Billionen US-Dollar des globalen Anleihenmarktes aus. Zentralbanken, Versicherungsgesellschaften und andere nichtwirtschaftliche Anleger verfolgen für gewöhnlich andere Ziele als die Generierung von Alpha. Die Zentralbanken beispielsweise können Anleihen kaufen, um ihre Währung abzuwerten oder um Inflation und Anlagenkurse in die Höhe zu treiben. Geschäftsbanken und Versicherungsgesellschaften sind hingegen stärker auf die Buchrendite oder Credit-Ratings bedacht als auf die Gesamtrendite. Das Ergebnis: Nichtwirtschaftliche Anleger lassen Alpha-Potenzial ungenutzt, das von aktiven Anleihenmanagern aufgegriffen werden kann.
- Die Zusammensetzung von Anleihenindizes ändert sich häufig. Werden festverzinsliche Wertpapiere in einen Index aufgenommen oder scheiden daraus aus, dann neigen ihre Kurse dazu, zu steigen oder zu fallen, da passive Anleger diese Wertpapiere eilig kaufen oder verkaufen. Aktive Anleger versuchen, solche Änderungen vorauszusehen und von ihnen zu profitieren.
- Im Gegensatz zu Aktien verfügen Anleihen über eine Laufzeit, die nach einigen Jahren endet und so zu einem höheren Umschlag am Anleihenmarkt führt. Neue Wertpapiere machen jährlich etwa 20% der Anleihenmarktkapitalisierung aus, während es im Falle der Aktienmärkte rund 1% sind. Vor allem aber werden sie für gewöhnlich zu ermäßigten Preisen angeboten, um die Nachfrage zu fördern. Allerdings sind diese Rabatte in der Regel nicht für passive Manager verfügbar, die oftmals neue Wertpapiere kaufen, wenn diese in einen Index aufgenommen werden, was häufig innerhalb weniger Wochen nach ihrer Emission der Fall ist.
- Strukturelle Ausrichtungen können eine bedeutende Quelle nachhaltigen Mehrwerts sein. Aktive Manager können beispielsweise Faktoren wie die Duration oder das Engagement in Hochzinsanleihen, Hypothekenanleihen, hochverzinslichen Währungen oder anderen möglichen Alphaquellen anvisieren.
Kurz gefasst ist es durch informationelle Effizienzen schwierig, die Aktienmärkte zu übertreffen. Doch unserer Ansicht nach trifft dies nicht auf festverzinsliche Wertpapiere zu, da nichtwirtschaftliche und passive Anleger bei diesen vorrangig andere Ziele als eine Gesamtrendite verfolgen.
Oder einfach gesagt: Anleihen sind anders.